Reise 2008 in die Vergangenheit: In das Land der Pharaonen

Bericht 1



20.09. bis

Nach Venedig

1.980 km

05.10.08

 


Ich kann es nicht glauben! Wir sind tatsächlich unterwegs. An der Hektik der letzten Wochen, den immer enger werden Terminen hätten wir es merken müssen, doch die Arbeit verdrängte alle weiteren Gedanken. Selbst die letzten zwei Tage intensiven Packens konnten die Gedanken an die Arbeit nicht verdrängen.

Und übergangslos saßen wir plötzlich im Auto und fuhren los. Zwar am ersten Tag nur 65 km weiter zum Dümmer See - aber wir sind unterwegs! Wann kann ich es glauben?

Es ist ein schöner Abend und bei Kaffee und Birnenbrand versuche ich alles sacken zu lassen. Knapp 90 herrliche Tage liegen vor uns!

Weiter ging es durch das Sauerland, unser Atlas war schon kaum noch leserlich wegen der vielen Herzen, die wir an die Strecken gemalt hatten, doch wir fanden noch ein paar "neue" Strassen. Aber wir suchten auch alte Highlights. So fanden wir in Gütersloh "unseren" chinesischen Imbiss wieder. Immer wieder fällt uns auf, wie verschlafen die deutschen Dörfer sind. Die Fahrt über Landstraßen in Deutschland ist sehr verträumt.

Unser nächstes Ziel ist das Thermalbad in Bad Schönborn. Hier ist ein großer Stellplatz für 86 Wohnmobile und wir wollen den Tag mit Verwöhnen im warmen Wasser beschließen.

Dieser Platz hat auch einen Hotspot, den ich ausnutzen will. Das Internet überfällt mich gleich mit einer Horrormeldung: Fünf Deutsche in Ägypten entführt. Zum letzten Mal geschah das 2005. Viele Jahre habe ich gezögert, mir diesen Traum zu verwirklichen - nun das! Die trügerische Ruhe täuschte mich, warum sollte es auch vorbei sein? Laut Spiegelrecherche ist das seit 1992 der 14. Überfall!

Die Vorfreude wird damit nicht größer, ist es doch bis jetzt sehr unwirklich, wenn ich auf den Odenwald im Nebel schaue, dass wir nach Ägypten unterwegs sind!

Ein wichtiger Termin und Zwischenstopp ist Heimsheim, wo wir einen Termin bei dem Reisemobilbauer Woelcke hatten. Wir waren gespannt auf die Fahrzeuge, boten sie doch per Katalog mit dem Autark Runner das für uns perfekte Fahrzeug: Mercedesbasis, 4-Radantrieb zuschaltbar, 5 t Gesamtgewicht, 2 m breit. Das ist unser Fahrzeug für die Zukunft! Doch wie gefällt es uns von innen? Wie ist die Verarbeitung? Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht: die Beratung von Herr Woelcke war sehr kompetent, die Verarbeitung macht einen hervorragenden Eindruck, wir können die Möbel sogar anstelle von Buche in Kirschbaum bekommen. Wir wissen nun, wir haben das Wohnmobil gefunden, das zu uns passt.

Weiter führt unser Weg nun nach Osten. Über Trochtelfingen und Isny nach Hammer/Fischbachau. Hier stehen wir auf einem kostenlosen Stellplatz an einem Gasthof, was uns animierte, dort essen zu gehen. Da hätten wir lieber bleiben lassen sollen, es war langweilig und schlecht! Das Wetter unterstrich die Szene und es regnete die ganze Nacht.

In Österreich merkten wir, dass es Winter wurde, in Hallstadt waren schon die Bürgersteige hochgeklappt, der Campingplatz war zwar offen, aber ohne Service. Der erste Schnee zeigt sich auf den Bergen.

Natürlich mussten wir in Irdning Station machen, um Elfi und Gerd wieder in die Arme zu schließen, sie hatten wir zuletzt auf unserer Asienreise im letzten Jahr besucht. Es war schön, sie wohlauf vorzufinden!

Am Dachstein entlang und Hochkaiser vorbei, die sich für den sonntäglichen Sonnenschein in strahlendes Weiß gehüllt hatten und über den Pass Thurn ging es nach Fieberbrunn, denn durften ja nicht vorbeifahren, ohne mit Brigitte und Ad, die ein halbes Jahr durch China hinter uns gefahren sind und immer unsere Landkarte vor Augen haben mussten, in Erinnerungen zu schwelgen. Sie planen auch nach Ägypten zu fahren und werden unsere Reise umso genauer beobachten! Es wurde ein langer Abend, wir werden ihn fortsetzen: bei euch, bei uns oder unterwegs!

Wir wollten über den Großglockner fahren, deshalb mussten wir Abschied nehmen, das Wetter wollte nicht sonnig bleiben. Wir hatten Glück. Wenn auch die Sonne es nur ab und zu schaffte durchzudringen, wurde es doch eine imposante Fahrt, in den Schnee hinaufzufahren, der schon bis 1.500m herunterreichte.

In Heiligenblut hatten die Campingplätze schon geschlossen, doch wir fanden einen, auf dem wir stehen bleiben durften.

Das Wetter am nächsten Morgen war nicht das Gelbe vom Ei: es regnete. Es trieb uns unaufhaltsam nach Süden. In den Sextner Dolomiten fanden wir das Tal wieder, das im letzten Jahr so voller Krokusse war. Auch jetzt begrüßten uns viele Herbstkrokusse.

4 km vor Cortina fanden wir einen Stellplatz auf einem ehemaligen Flugplatz. Er sollte 15 € kosten, doch die Parkscheinautomaten waren schon für den Winter verpackt. Nach und nach kamen noch 15 Wohnmobile. Dass man sich diese Einnahme entgehen lässt!

Am Morgen weckte uns das Brunftröhren der Hirsche hinter uns im Wald. Zu gerne hätte ich sie beobachtet, doch der Wildbach zwischen uns war zu breit…

Trotz des diesigen Wetters wollten wir die Dolomitenstrasse fahren, aber durch den Nebel waren die beeindruckenden Zacken der Dolomiten nur zu ahnen. Auf dem 2.100 m hohen Passo di Falzarego war es so kalt, dass wir unser Vorhaben aufgaben an den Gardasee zu fahren. Stattdessen fuhren wir durch zum Campingplatz Fusina gegenüber von Venedig. Hier war es so warm, dass wir noch gemütlich bei einer herrlichen Pizza draußen sitzen konnten.

Der nächste Morgen findet uns draußen frühstückend, den Kaffee genießend. Vor der Skyline von Venedig fahren große Schiffe auf dem Weg vom/zum benachbarten Hafen vorbei. Die Sonne scheint, es ist 20°C. Der Campingplatz ist voll, ebenso das Linienboot nach Venedig. Wir werden jetzt die nächsten drei Tage Venedig in aller Ruhe genießen, bevor es dann am Montag zur Fähre nach Igoumenitsa geht.


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