Rund um das Schwarze Meer 2003: Von Jalta nach Trabzon




Di, 02.9.: Jalta - Cherson: Das mit dem ruhig Schlafen war wohl nur ein frommer Wunsch. Heute hatte uns die Disco wieder, aber wenigstens ließ sie uns ab 4 Uhr schlafen.
Der Wecker rappelte um 6 Uhr, wir wollten noch einmal schwimmen und es war herrlich. Kühl, keine Quallen, keine Menschen. Über die Krimberge wälzten sich die Wolken, in das erste Sonnenlicht getaucht. Viel Zeit zum Träumen bleibt nicht, das Auto mußte gepackt, Kaffee getankt werden, dann konnte es losgehen. Zum dritten Male fahren wir nun die Straße nach Cherson durch die flache autonome Region Krim. Das anfangs trübe Wetter klarte sich auf, die Sonne begleitete uns wieder wie gewohnt.
Auch der Parkplatz des Hotels Fregat hatte sich nicht verändert. Wieder gibt es ein Abendessen auf der Dachterrasse. Dieses Mal verschönerte ein Musiker mit Keyboard und Saxophon das Essen. Er blies gut und animierte uns dadurch zu einem Tänzchen zum Abschluß des gemütlichen Abends.

Mi, 03.9.: Cherson - Odessa: Die Nacht war kalt, ca. 10°C und der Morgen grau in grau. Wie sah die Straße so anders aus. Es kam noch Regen hinzu, der uns fast die ganze Strecke begleitete. Den Sommer hatten wir wohl in Jalta gelassen.
Erst kurz vor Odessa kam für Augenblicke die Sonne durch.

Mein Fuß vom Tisch fing an, den Geist aufzugeben, ob die neue schwerere Tischplatte oder die zu flach geschliffene Schweißnaht kombiniert mit den Straßenverhältnissen schuld daran war, konnte nicht mit ermittelt werden, wahrscheinlich die Summe. Doch bequemerweise fanden wir eine Werkstatt direkt vor dem Campingplatz, so daß alles wieder behoben ist.

Natürlich mußten wir gleich zum Schwimmen, doch welche Veränderung! Vor acht Tagen Bude an Bude und Handtuch an Handtuch. Heute ein einsamer Strand für fünf Hunde. Und das Wasser war saukalt. Ich bin nicht reingegangen.
Soviel zum Sommer.

Ein gemütlicher Abend sollte folgen, Peter hatte uns eingeladen zu einem Bilderabend über die Chinareise. Er hat 3000 Bilder auf dem Laptop und daraus ein Eindruck zusammengestellt, der geeignet sein soll, unbezähmbares Verlangen auf diese Reise zu erzeugen.

Um 18 Uhr war dann briefing, die Routenbesprechung für den morgigen Tag:
Start um 06:00 Uhr. Das heißt 1/2 5 Uhr aufstehen! Damit war der gemütliche Abend gecancelled. Wir haben 300 km vor uns und müssen ca. 30 km durch Moldavien. Das bedeuted 2 Grenzübertritte und keiner weiß, was da auf uns zukommt (siehe vorige Grenzübertritte von und nach Moldavien und Rumänien!). Und dann noch Kolonnenfahren, wo es immer Träumer gibt, die vergessen, wo das Gaspedal ist. Der Zielort ist auch geändert: nicht Galati, sondern Braila wieder bei einem Hotel. In Galati haben wir keinen Standplatz bekommen. Ich bin gespannt, wie sich der morgige Tag entwickelt!

Do, 04.9.: Odessa - Braila:
"Ich will in die EU, oder wie vertreibe ich Touristen - ein Grenzstück"

Pünklich halb fünf ging es los. Der erste ukrainische Grenzposten hielt uns um ca. 40 km später an, es war ein Grenzübergang nach Moldavien. 5 Dollar Schmiergeld pro Auto ersparten uns längeres Warten, keine Passkontrolle, keine Fahrzeugkontrolle.Vor der moldavischen Genze bogen wir links ab und fuhren fast 300 km in der Ukraine weiter. Es ist so etwas wie Niemandsland, Autos begegneten uns kaum, Häuser gab es auch keine. Mehrfach hielten uns Militärposten an, die erst nach einigen Telefonaten eine Weiterfahrt gestatteten. Zäune gab es keine, der Blick reichte endlos weit. Das änderte sich erst, als wir die Donau erreichten und die ukrainische Grenze durch einen dichten Stachdrahtzaun markiert ist. Schließlich kamen wir nach Reni, der letzten Stadt in der Ukraine. Hier wurden die letzten Griwna in Diesel und Brot umgesetzt.

Um 13:30 Uhr standen wir dann an der ukrainischen Grenze zur Ausreise und der Zirkus, um Touristen ausreisen zu lassen, begann. Das erste Fahrzeug benötigte 40 Minuten. Prozedur: Im Wachhäuschen wurde Namen, Fahrzeugkennzeichen und Fabrikat in ein Buch eingetragen, dann ging man in Haus Nummer 2. Dort wurde vieles aus Pass und Kfz-Papieren in ein Buch eingetragen und irgendetwas in ein zweites Buch. Nach vielem Warten bekam man dann die Papiere zurück und durfte fahren. Nach 3 Stunden waren wir durch. Nach einer weiteren Stunde unser letztes Fahrzeug.

Zweiter Streich: Moldavische Einreise.
Als Erstes waren 3-5 Dollar pro Fahrzeug als Schmiergeld fällig, die ausgehandelt werden mußten, damit der Zöllner die Zolldeklation nicht nachprüfte (=Zeitersparnis). Pässe und Kfz-Papiere abgeben, Laufzettel mit Name, Personenanzahl, Autokennzeichen. Nächster Container 12 Dollar Straßenbenutzungsgebühr, Quittung, Stempel. Ein Container weiter 3 Dollar Ökogebühr, Quittung, Stempel. Warten, warten. Um 18:20 Uhr (1,5 Stunden) waren wir durch.

Dritter Streich: Moldavische Ausreise.
Nach einem Kilometer standen wir wieder an der Grenze: Passkontrolle, Stempel. Dieses Mal durften wir nach 13 Minuten aus Moldavien ausreisen

Vierter Streich: Rumänische Einreise.
Hier war wieder wie bei der letzten Einreise ein Desinfektionsbad fällig. Heftig stritt der Reiseleiter um die Kosten, wollten die doch auch noch eine Abgasprüfung machen, nur, um den Preis hochzutreiben. Schließlich einigte man sich auf 8 Dollar für die Desinfektion. Dieses Mal nebelte ein junge Frau in schwarzem, langen Rock, waffenscheinpflichtigen, superhohen und spitzen Bleistiftabsätzen und weißem Kittel ohne Maske das Auto mit einem klebrigen Zeug ein. Eine Wachablösung verzögerte dann noch die Passkontrolle.
Um 19:50 Uhr nach insgesamt 6 1/2 Stunden konnten wir endlich weiterfahren.

Diesen Streß sollte man in Zukunft vermeiden. Zwei Grenzen an einem Tag sind einfach zu viel!

Eine weitere Änderung: Kein Standplatz an einem Hotel, sondern ein Campingplatz außerhalb von Braila sollte unser Nachtquartier werden. Das bedeutete noch ein wenig länger fahren. Um 22:30 Uhr konnten wir endlich inīs Bett fallen.

Fr, 05.9.: Braila - Murighiol (Donaudelta): Da heute laut Plan nur 100 km zu fahren sein sollten, wurde der Aufbruch auf 1/2 10 Uhr angesetzt, so daß nach dem Streß gestern wieder Ruhe getankt werden konnte.
Der Schlag kam vor der Abfahrt. Die Donau führt so wenig Wasser wie seit 160 Jahren nicht und die Fähren haben Schwierigkeiten. Besonders mit einigen von unseren Wohnmobilen dürfte es auf Grund langer Überhänge Schwierigkeiten geben, über zu hohe Kanten an Bord zu gelangen. Also mußten wir einen Umweg von über 100 km in Kauf nehmen, um über eine Brücke zu kommen. Damit war der freie Nachmittag futsch.

Die Straße führte durch die Ebene des Donaudeltas. Mal hatte die Landschaft Ähnlichkeit mit der Puszta und, wenn sie hügeliger wurde (immerhin werden sie bis zu 400 m hoch), können schon Gedanken an Norwegen aufkommen. Der Boden ist sandig, Landwirtschaft beschränkt sich auf Sonnenblumen und Mais. In den Dörfern werden auch mal Paprika und Tomaten angeboten. Pferdefuhrwerke sind sehr viele unterwegs und Gil konnte garnicht aufhören, sie zu fotographieren. Überhaupt entstehen die meisten Bilder im Vorbeifahren, so daß man meinen könnte, man führe an dem Urlaub vorbei.

Nachmittags kamen wir auf dem Campingplatz in Murighiol am gleichnamigen See an. Und während ich dieses bei einem schönen ukrainischen Dunkelbier schreibe, geht die Sonne, ein wenig blaß zwar aber immerhin malerisch, im See unter.
Wir bereiten uns wieder auf eine "kalte" Nacht vor und holen die Winterdecken heraus, denn die 26°C mußten 7°C weichen.

Ein Wort zum Internet - oder frustrierende Versuche, da rein zu kommen
Unter Vorbereitungen habe ich ja schon von den Schwierigkeiten einer Handy-Verbindung zum Internet geschrieben. Die Praxis kann das noch steigern. Woran das liegt, weiß ich nicht. Ob Vodafone-Handyvertrag und T-Online-Internetverbindung nicht harmonieren, oder ....
Jedenfalls ist eine Einwahl via T-Online-Telefonbuch ins Internet im jeweiligen Land nicht möglich. Andere Teilenehmer, interessanterweise keine Deutschen, sondern Schweizer und Österreicher haben über ihre Anbieter keine Probleme!!
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich über Deutschland einzuwählen. Teuer!!!
In der Ukraine war auch das nicht möglich. Datenverkehr ging nicht. Ich versuchte dann eine andere Vorwahl: 81049. Damit erreichte ich Frankfurt, doch dann wurde abgebrochen. Wie viele unnütze Einheiten ich so verdaddelt habe, werde ich zu Hause auf der Rechnung sehen.
Erst jetzt, in Rumänien, habe ich wieder Zugang. E-mails habe ich schon abgeholt. Jetzt werde ich diesen Bericht inīs Netz stellen.

Sa, 06.9.: Fahrt inīs Donaudelta: Gil bleibt heute im Bett und pflegt ihre Erkältung mit warmen Decken und einem überaus spannenden Fantasy Roman. Ich freue mich auf die Fahrt. Wegen des Niedrigwassers der Donau müssen wir eine halbe Stunde zum Schiff laufen. Es erwartet uns ein umgebauter Kahn, der einladend Decken auf die niedrigen Aufbauten gelegt hat. Ich ergattere einen Stuhl im Bug und habe so einen Logenplatz. Wir folgen dem südlichen Donauarm, dem Bratul Sfantul Gheorghe (St. Georgs Arm), bzw. dem Kanal, der viele Mäander begradigt. Zum Wochenende sind viele Angler mit Zelt und Kind und Kegel am Ufer. Schweine brechen durch das Unterholz. Grau- und Nonnenreiher, Kormorane und Ibisse, verschiedene Möwenarten, Enten und Gänse sehen wir. Schilf soweit das Auge reicht. Nach drei Stunden erreichen wir das Dorf Sfantul Gheorghe. Es hat mehrere hundert Einwohner, eine Kirche, ein Spital, es ist nur vom Wasser aus zu erreichen. Und es hat einen Grenzsoldaten, der eine von uns vorbereitete Liste mit Namen, Passnummer und Herkunftsland bekam. Da keiner seinen Pass mithatte, schrieb jeder eine Fantasienummer - es interessiert sowieso keinen. Aber Formalität muß sein, schließlich ist das schwarze Meer Landesgrenze (nach 3 Seemeilen).
Nach einem kurzen Dorfrundgang - hier ist wirklich der Hund verfroren - gab es an Bord ein kaltes Buffet, sehr lecker. Laut Reiseführer ist "Sfantul Gheorghe ein malerischer Fischerort, berühmt für seinen Kaviar". Mann, hatte der Schreiber eine blaue Brille auf!
Mehr als 70% der Einwohner der Donaudeltadörfer sind Russen, die auf Grund eines von Katherina der Großen erlassenen Verbotes Bärte zu tragen, lieber ihre Heimat verlassen haben. Sie sprechen heute noch russisch.

Inzwischen ist es 14:00 Uhr geworden und da ein Abstecher auf das Meer hinaus zu lange gedauert hätte, ging es mit full speed zurück. Die Sonne hatte sich verkrochen, es wurde kalt, aber mit einem weiteren Bier war alles in Butter. Es war eine schöner Tag.

So, 07.9.: Murghiol - Mamaia: Die heutige Etappe ließ uns genügend Zeit, einen Abstecher zur Ausgrabungsstätte Histria zu machen.
Im 7. Jahrhundert v.Chr. wurde die griechische Kolonie am Fluß Istros gegründet und im 1. Jahrhundert v.Chr. von den Römern erobert. Mehere Kulturen hinterließen ihre Spuren in der Stadt, bis sie im 6. Jahrhundert n.Chr. von den Awaren zerstört und von den Einwohnern aufgegeben wurde. Da nie wieder eine neue Stadt darauf errichtet wurde, ist Histria als Grabungsstätte erhalten geblieben. Ein Rundgang durch die erst zur Hälfte freigelegten Fastung und Stadt ist beeindruckend, man meint, noch die Fußabdrücke der letzten Einwohner auf den Steinen zu sehen. Im Museum sind gut erhaltene griechische und römische Exponate ausgestellt.

In Mamaia stehen wir auf einem schönen Campingplatz, der sogar westlichen Ansprüchen genügt. Zum Meer sind es ein paar hundert Meter, aber es ist uns zu kalt zum Baden. Wir liegen lieber faul herum und sonnen uns, der Wind vertreibt die Hitze.

Morgen steht uns wieder ein Grenzübertritt bevor: nach Bulgarien. Wir sind gespannt!

Da ich nicht weiß, wie der Internetzugang in Bulgarien funktioniert, werde ich diesen Bericht lieber heute noch hochladen.

Mo, 08.9.: Mamaia - Albena (Varna): Die letzten "Kujambels", sprich Lewa, wurden vertankt und in Lebensmittel umgesetzt - die übliche Prozedur vor einem Grenzübergang.
Die Grenze war nicht weit, die Spannung war hoch. Die 100.000 Lewa (=3 Dollar) Straßenbenutzungsgebühr hielten wir bereit und - o staune - in 30 Minuten standen wir an der bulgarischen Grenze. Hier dauerte es auch nicht länger, 12 Dollar für Ökosteuer, Stempel in die Pässe, die vom Auto abgeholt und wieder gebracht wurden und in 13 Minuten waren wir durch. Der schnellste Grenzübergang bisher. Das letzte Fahrzeug kam 20 Minuten später. Das heißt, 16 Fahrzeuge haben an diesen 2 Grenzen 60 Minuten benötigt. Echt Spitze!

Die ersten 80 Kilometer in Bulgarien nach Albena, einem Campingplatz, wo wir 2 Tage stehen sollten. Erster Eindruck: Die Dörfer sind ärmlich, ja heruntergekommen, sie wirken fast ausgestorben, so wenig Menschen sieht man, auch auf den Landstraßen sieht man kaum Pferdewagen, was wohl bedeutet, daß hier mit der Landwirtschaft im Kleinen nicht viel los ist.

Albena erweist sich als riesige Freizeitanlage von viel Chick. Wir müssen uns in einem Waldstück in der hinteren Ecke zusammenquetschen, das stinkt und den Eindruck einer Abfallecke macht. Unser bulgarischer Führer nennt das: Naturreservat, wir dürfen keine Äste abschneiden, damit unsere großen Mobile hindurchkönnen.
Irgendwann kommt dann auch ein Mensch und legt einen neuen Stromanschlußkasten, obwohl seit Wochen klar ist, daß wir kommen.
In diesem Loch müssen wir zwei Nächte verbringen, dann morgen ist die Besichtigung von Varna angesagt.

Meine Handy nannte mir in einer Begrüßungsmail die Nummer 0881000 zur Einwahl ins Internet. Das ist mal ein Fortschritt! Ein Einwahltest sagte mir dann auch, daß die Nummer ok ist, doch eine konkrete Einwahl scheiterte immer, Anzeige: Verbindung unterbrochen. Da ist noch vieles im Argen.

Di, 09.9.: Varna: Taucher-Peter hat heute Geburtstag. Er bekam ein Ständchen: viel Glück und viel Segen. Der Versuch, es im Kanon zu singen, viel kläglich ins Wasser. Anlaßgerecht sangen wir noch den Refrain von "mit 66 Jahren, fängt das Leben erst an".

Auf gingīs zur Stadtrundfahrt. Auf dem Weg zur 30 km entfernten Stadt besichtigten wir ausgiebig das Touristengebiet Goldküste, sahen uns ausgiebig Hotels und Swimmingpools an - alles nur, um die Zeit zu füllen. Denn sehenswert ist hier für uns nichts, hier würden wir nie hinfahren. Schließlich kamen doch noch nach Varna. Beschreiben kann ich nichts. Eine Stadt ohne Sehenswürdikeiten, wenn man von der Kathedrale absieht. Sie hat einen schönen Park, aber das Stadbild ist nicht berauschend. Wie sagt der Reiseführer: "eine Altstadt, die den heimeligen Charme einer gewachsenen Siedlung verbreitet, die nach Hinterhof und Nachbarschaft riecht". Das soll nun jeder für sich allein interpretieren.
Weil nichts zu zeigen war, bekamen wir endlich mal zwei Stunden Freizeit. Die nutzten wir für einen kurzen Schaufensterbummel, ein leichter Nieselregen schob uns dann in ein Cafe, wo wir Cappuccino mit Honig tranken.

Am Nachmittag legte ich mich für zwei Stunden schlafen, eine beginnende Erkältung, die ich mir von Gil eingefangen habe, haute mich um. Währenddessen erkundet Gil, unbeeindruckt von ihrer Erkältung, die sie nun schon ein paar Tage mit herumschleppt, den Strand von Albena.
Am Abend essen wir Makrelenfilet von Grill. Siegfried hatte das in den höchsten Tönen gelobt. Unser Essen war nicht so toll. Wurde er von Restaurant gesponsert?

Mi, 10.9.: Varna - Sozopol: Wieder einmal wurde das Etappenziel geändert. Dieses Mal war es ein Campingplatz 30 km hinter Burgas: Camping Kavasite in Sozopol.
Hinter Varna wurde die Landschaft erst richtig schön. Die Küstenstraße stieg leicht an und gab hin und wieder Durchblicke auf das schwarze Meer frei. Bei Bjala und Obzor führt sie sogar direkt am Meer entlang. Hier ist es so schön, daß Gil Herzchen in die Karte malte. An Nesebar fuhren wir vorbei, wir schenkten uns den Abstecher, auch wenn der Reiseführer noch so schwelgte, ich wollte erst auf den Platz und Pause machen.
Hinter Burgas blieb die Landschaft so schön, leicht mediterane Züge nahm sie an und der Campingplatz Kavasite liegt direkt am Strand. Von unserem Fenster aus haben wir direkten Blick aufīs Meer. Der Wind bläst mit ca. 5 Beaufort, doch er ist nicht kalt, auch das Meer ist angenehm und hat eine schöne Brandung. Leider trauen wir uns mit unserern Erkältungen nicht ins Wasser, nur die Füße lassen ahnen, wie schön es wäre .... Hier ist es so wie wir es uns wünschen. Eine Woche könnte man es schon aushalten. Welch ein Unterschied zu zwei Tagen Müllwald in Albena!
Nach zwei Stunden Schlaf bekam Gil endlich ihr Essen. Im Imbiss bekamen wir die leckersten bulgarischen Gerichte:
Sopska-Salat: Tomaten-Gurkensalat mit geriebenem Schafskäse,
Tataren-Köfte: Mit Käse gefüllte Hackfleischröllchen vom Grill, scharf gewürzt,
Kebapce: Hackfleischröllchen vom Grill
So wurde es mit Lesen und Faulenzen ein erholsamer Nachmittag.
Wir verpaßten auf diese Weise die auf 19:00 Uhr angesetzte Routenbesprechung, wenn sonst jemand fehlt, wird er geholt, bei uns zuckte man mit den Schultern, vielleicht wird es übelgenommen, daß wir uns abseits gestellt haben, oder ... na ja was solls, wir werden den nächsten Platz schon finden.
Jedenfalls geht es morgen um 07:00 Uhr los, die längere Autobahnstrecke in der Türkei sollen den Grenzübergang und die Totale von 400 km kompensieren. Mal sehen.

Do, 11.9.: Sozopol - Istanbul: Pünktlich kamen wir los, das schwarze Meer erwies sich wirklich als schwarz, was aber am Himmel lag, der sehr dunkel drohte. Beginnender leichter Nieselregen wollte uns den Abschied leicht machen, trotzdem fiel es uns schwer, von diesem Platz wegzugehen. Eine Zeit lang fuhren wir noch am Wasser entlang, als die Straße zu steigen beginnt, wendet sie sich auch vom Meer ab. Je schlechter sie wird, desto schöner wird die Landschaft. Dichte Wälder aus einer Vielfalt von Bäumen, die schon weit im Herbstlaub stehen, laden zum Wandern und Pilze sammeln ein, doch wir müssen weiter. Selten ärmliche Dörfer, teils wie Slums, teils verlassen. Wiesen, so abgegrast und braun, daß sie kaum als Wiesen anzusprechen sind und immer mehr Schlaglöcher. Wegseitenränder gibt es keine.

Dann die bulgarische Grenze. Sie sieht so aus wie die Straße. Aber ohne Schnickschnack, Bakschisch oder sonstige Abgaben sind wir in 8 Minuten durch.
Die türkische Grenze sieht schon imposanter aus, auch die Straße hat keine Schlaglöcher mehr. Doch das Desinkfektionsbad gibt es auch hier. Dann an Schalter 1 Geld tauschen und 2 Dollar Desinfektionsbad bezahlen.
Schalter 2 Pässe abstempeln, Kfz in Pass eintragen und 4 Dollar Ökosteuer bezahlen.
An Schalter 3 wurde ein DIN-A4-Zettel ausgedruckt, mit Marken beklebt und 7 Dollar Straßenbenuzungsgebühr bezahlt.
Das Alles am letzten Schlagbaum vorgezeigt - frei! Für alle Fahrzeuge dauerte das 1 Stunde. Professionell abgezockt!

Auf guten Straßen (was für ein Unterschied zu vor der Grenze!) ging es weiter nach Süden. Hier sind die Wälder ähnlich dicht, aber noch grüner, hören bald auf und machen Wiesen Platz, auf denen das Grün noch zu ahnen ist. Bäume gibt es darin nur nur noch vereinzelt. Die Dörfer ändern sich total. Ist anfangs noch die Armut gleich, die Athmosphäre ist anders. Die Männer sitzen auf der Straße vor Cafes oder nur so herum, das Minarett beherrscht das Bild. Immer mehr Läden sind zu sehen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto "reicher" sehen die Dörfer aus.
Die letzten 200 km haben wir dann ein mautpflichtige Autobahn. Ein Gewitter, dessen Blitze unseren Funk knistern lassen, überholen wir. Nach dem Löhnen von 350.000 türk. Lire (ca. 3 Dollar) verlassen wir die Autobahn in den Vororten von Istanbul und wühlen uns durch zum Campingplatz am Flughafen. Wir stehen genau in der Einflugschneise, doch ich hätte gedacht, daß mehr Flugzeuge starten. Dafür haben wir einen Swimmingpool, in dem man sogar schwimmen kann.

Fr, 12.9.: Istanbul: Heute hat Gil Geburtstag. Vor der Stadtrundfahrt bekommt sie ein Ständchen und eine Flasche Sekt. Dann geht es los.
Unser Stadtführer Faruk ist in Deutschland geboren und hat dort auch sein Abitur gemacht. Zum Studium ist er dann in die Türkei zurückgekehrt und steht nun vor seinem Magister. Er kann spannend erzählen und weiß auf jede Frage eine Antwort. Er führt uns durch die Jahrhunderte, zieht Parallelen zu anderen Kulturen und erklärt Vieles über den Islam.
Eine Rundfahrt durch die Stadt zeigt uns das Pulsieren dieser 12 Mio.-Stadt. Es quirlt nur so, hier kann man lange herumlaufen oder -sitzen, es wird nicht langweilig.
Was haben wir besichtigt?
Die Chorakirche oder -Moschee, heute ein Museum. Eine kleine byzantinische Kirche, dann Moschee, heute Museum, mit wundervollen Mosaiken.
Die blaue Moschee, von den Touristen so genannt wegen der wertvollen Fliesen, in denen blau vorherrscht, richtig Sultan Ahmet Moschee, ein prachtvoller Bau. 28 m Kuppeldurchmesser, 45 m hoch. Zu welchen Gebeten der wohl voll ist?
Tausend Jahre früher wurde die Hagia Sophia als einst heiligstes Gotteshaus der Christenheit gebaut. 60 m Kuppelhöhe, 38 m Durchmesser. Herrliche Goldmosaiken, deren 40 t Gold die Kreuzritter raubten (zu diesem Zeitpunkt war die Kirche bereits Moschee). Ein Prachtbau zur Verherrlichung seines Erbauers.
Von dem Hippodrom kann man heute nur noch die Ausmaße erahnen. 2 Stelen, davon eine aus Ägypten geklaute, und eine Schlangensäule sind erhalten.
Die Zisterne wurde als in byzantinischer Zeit als Trinkwasserspeicher unterirdisch errichtet. 260 Säulen wurden dafür verwendet, die zu diesem Zweck irgendwo abgebaut wurden.

Welch Monumentalbauwerke in dieser Stadt. Aber sie ist ja auch eine monumentale Stadt. Und sie reizt uns sehr, wir werden wiederkommen und das ist vielleicht das höchste Lob, das wir dieser Stadt zollen können.

Abends gab Gil besonderen Vodka (mit Pfefferschote aus der Ukraine und "Damenvodka"[22%] aus Bulgarien) aus. Heinrich nutzte die Gelegenheit zur Routenbesprechung. Es wird spannend die nächsten Tage. Die Stellplätze sind noch nicht bekannt, ein türkischer Scout fährt uns voraus, um einen Platz zu erkunden.
Rechtschaffen müde ließen wir uns dann von Düsentriebwerken und Muezzin (jeder im Islam bewanderte weiß jetzt, wann wir schlafen gegangen sind) in den Schlaf geleiten.

Sa, 13.9.: Istanbul - Devrek: Früh um 7 Uhr fahren wir los, haben wir doch ca. 400 km bis Bartin vor uns. Doch erst müssen wir erst einmal Istanbul hinter uns lassen. Dies erweist sich leichter als gedacht, die Beschilderung ist hervorragend. Die Hängebrücke über den Bosporus - wir verlassen Europa. Asien sieht hier auch nicht anders aus. 200 km Autobahn, gebührenpflichtig 1,83 Euro, liegen vor uns. Hier können wir fahren. Bei Düzce verlassen wir sie, um auf dem kürzesten Wege zum Meer zu gelangen. Es folgt die Küstenstraße, schmal und schlecht ausgebaut. Sightseeing im Vorbeifahren. Die Zeit verrinnt, wo werden wir einen Stellplatz finden? Heinrich Reiseleiter macht es spannend, verrät bis zum Schluß nichts und strapaziert so die Nerven unnötig.
Aber der Scout hat hervorragend gearbeitet. Wir finden Platz auf der gepflegten Anlage eines Hotels neben einem Schwimmbad und einem Amphitheater aus der Betonzeit der 50er Jahre. Zwar haben wir kein Wasser und Strom, aber wozu sind wir autark?
Devrek liegt 50 km vor Bartin, also kommt die Zeit zur morgigen Strecke hinzu.

So, 14.9.: Devrek - Inebolu: Trotz der vor uns liegenden Etappe von ca. 330 km nach Sinop fuhren wir erst um 8:00 Uhr los. Das ließ uns ausreichend Zeit, in dem Luxusschwimmbad, das eigens für uns geöffnet wurde, zu schwimmen.
Dann ging es los. Durch die Berge, die einmalige Durchblicke zu entfernten Gipfeln und tiefliegenden Dörfern boten, über steile Paßstraßen nach Bartin. Dort konnten wir trotz Sonntag einkaufen und Geld am Bankomat holen. Nur die Bank hatte zu.

Kurz hinter Bartin beginnt die Küstenstraße. Kenner vergleichen sie mit der Küstenstraße bei Amalfi und das ist sicher nicht übertrieben. Jedenfalls nicht in Hinblick auf Steigung, Kurven und die unvergleichlichen Ausblicke auf die Küste und das Meer. Steigungen von 20% sind hier an der Tagesordnung, Haarnadelkurven die Norm. Dazu ist die Straße, bei uns wäre so etwas für den Durchgangsverkehr gesperrt worden. Teilweise ist der Belag weg, oder ein Teil einfach abgebrochen. Manche Fahrzeuge hatten Schwierigkeiten, wieder anzufahren, mußten sie mal am Berg halten. Dazu ein steter Nieselregen, der alles noch rutschiger machte. Man muß schon angespannt fahren, dazu immer ein Fahrzeug vor sich. Aber die Ausblicke. Die Landschaft. Die Dörfer sind ärmlich, aber immer gibt es einen Laden und eine Moschee. Steil steigen die Berge vom Meer auf und die meisten Dörfer liegen im Einschnitt eines Baches. So geht es steil ins Dorf hinunter und sofort wieder steil hinauf. Damit man nicht aus der Übung kommt.
Langsam wurde der Laubwald von Nadelbäumen abgelöst,die "Felder" wurden seltener. Und immer der Ausblick auf die Küste.
Plötzlich ein Schrei von vorne: "Anhalten, uns hat es zerrissen." Was war geschehen? Heinrich Reiseleiter muß entweder geträumt haben, oder in den Anblick der "Moschee von Pisa" versunken gewesen sein, so daß er nicht auf die Straße geachtet hat, die unten in der Senke aus Kies war und tiefe Spurrillen hat. Er saß auf. Doch es war nichts kaputt. Die Folgefahrzeuge wurden vorsichtig über die Stelle geleitet mit dem Kommentar der Chinafahrer, daß so etwas eine normale gute Straße sei. Auch ein Trost. Hier muß es ein Unwetter geben haben, das die Straße und das Fundament der Moschee weggespült hat. Jedenfalls war es mal eine Abwechslung. Um 1/2 5 Uhr kamen wir in Inebolu 145 km vor Sinop an. Unser Scout hatte uns einen Platz direkt am Meer besorgt. Ganz toll! Wieder neben einem Schwimmbad und einem Restaurant, in dem Gil und ich fürstlich Thunfisch aßen, nicht der große, sondern eine kleine Sorte, ca 40 cm lang. Vom Grill schmeckt er herrlich.

Mo, 15.9.: Inebolu - Samsun: Heute morgen war Schwimmen angesagt, das Bad war extra für uns geöffnet worden. Das bedeutete nicht, daß wir früher aufstanden, nein, 1 1/2 Stunden mußten reichen, wir mußten uns nur schneller drehen. Mit der Extrawachheit des kalten Bades war das kein Problem. Klar, daß wir um 7 Uhr startbereit waren.
Nach dem Tanken ging es auf die Piste. Wieder Küstenstraße, nur ein kleines Stück ging es landeinwärts. Die Nadelwälder haben uns längst verlassen. Wieder säumen Laubwälder unseren Weg und wenn das Land kultiviert ist, ziehen sich Haselnußplantagen sogar die steilsten Hänge hoch. Mit der Hand werden die Nüsse von ihren Randblättern befreit und wo ein ebenes Stück Beton ist, sei es ein Fußweg mitten in der Stadt, oder ein neues Stück noch nicht freigegebener Straße, werden die Haselnüsse ausgebreitet und getrocknet. Hier müssen Haselnüsse für die ganze Welt hergerichtet werden!

Der Nieselregen und der dunkle Himmel verließen uns den ganzen Tag nicht. Wir waren froh, als wir nach 319 km unseren Standplatz in Samsun erreichten, direkt an der Hauptstraße zwischen einem Hotel und einer Großtankstelle, die rund um die Uhr geöffnet hat. Es war uns gleich, wir fielen bald ins Bett.

Di, 16.9.: Samsun - Trabzon: Da uns 330 km erwarten, stehen wir wie gewöhnlich um 1/2 6 Uhr auf (Urlaub!) und sind pünktlich (wie sollte es auch anders sein!) unterwegs. Was gestern begonnen hatte, der Ausbau der Küstenstraße, setzt sich heute fort. Aus irgendeinem Grund muß sie vierspurig als Rennbahn ausgeführt sein. In der Realität sind mal ein paar Kilometer fertig, aber nicht so viel, daß man aufatmen könnte, dann fängt die Baustelle wieder an und das heißt Zerreißprobe für das Material. Und so geht das über Hunderte von Kilometern. Gebaut wird selten mal. Hier scheint es viele Feiertage zu geben. Und die Straße muß direkt am Meer gebaut werden, damit auch ja nie Tourismus möglich ist. Die ohnehin schon häßlichen Städte werden durch diese Maßnahme noch häßlicher.

Überhaupt Städte. Vom Umfang her eher Dörfer, doch die Bevölkerungszahlen signalisieren anderes. Da steht am "Dorfeingang": 32.600 Einwohner. Wo sind die alle? Die Häuser bestehen aus Wohnblöcken mit 6 Etagen, da müssen mindestans 12 Personen pro Wohnung wohnen, oder noch mehr.

Und noch was zu den Dörfern, das gilt auch für die Städte. Sie sind äußerst fantasielos gebaut. Null acht fuffzehn. Unten Ladenzeile, darüber Wohnungen, möglichst unverputzt das Ganze, oder wenn es älter ist, entsprechend vergammelt und verdreckt. Es macht den Eindruck, als haben die Leute keine Schönheitssinn, was für mich einen Sinn für Sauberkeit mit einschließt. Es wundert mich nicht, daß hier kein Tourismus hochkommt. Sicherlich spielt da auch das Wetter eine Rolle. Wir haben schon Mitte September und die Sonne macht sich äußerst rar. Laut Reiseführer ist das normal.

Endlich kommen wir in Trabzon an und erfahren von unserem Scout Ömer, daß wir ca. 30 km weiter müssen, da in Trabzon schon alle Campingplätze geschlossen haben. Er hat in den Bergen einen gefunden, der extra für uns wieder öffnet. Nun stehen wir nach 360 km in den Bergen und wenn das Wetter es gestatten würde, hätten wir einen herrlichen Blick.

Mi, 17.9.: Trabzon, Sumela-Klöster: Heute ist Besichtigungstag und da Trabzon in unserem Reiseführer nicht einmal erwähnt wird und die Durchfahrt gestern auch keine Wünsche hochkommen ließen, schenken wir uns diesen Teil und fahren nur zu den Sumela-Klösternb mit. Das Bild im Reiseführer machte mir richtig Lust.

Doch erst einmal hatten wir ein Geburtstagskind zu begrüßen: Wir ließen Manfred mit Happy Birthday hochleben.

Das Kloster ist an den steilen Bergwand des Karadag gebaut, der auf das Altindere-Tal hinabschaut. Ein wenig ist es mit dem Athos-Kloster in Griechenland und dem hängenden Kloster von Heng-Tschou in China vergleichbar. Es wurde von zwei athenischen Mönchen in der Zeitdes byzantinischen Kaisers Theodosius (375-395) gebaut und im 6. Jahrhundert restauriert und erweitert. Der heutige Zustand stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde es erweitert und mit Fresken versehen. Die letzten Mönche wurden 1923 im Zuge der Staatsgründung durch Atatürk vertrieben.

Es sind nur 15 km mit dem Bus das Tal hinauf. Viele Forellenzuchtanlagen mit Restaurants liegen am Weg. Wenn die Saison nicht schon vorbei wäre, wäre hier ein richtiger Touristenrummel. Dann werden wir in Kleinbusse umgeladen und das letzte Stück Weg steil nach oben gekarrt. Nebel wallen um uns her. An einer Stelle sagt der Busfahrer, daß normalerweise von hier ein Blick auf das Kloster möglich ist. Doch heute nicht. Die letzten paar hundert Meter müssen wir zu Fuß klettern. Steil geht es über Felsen und Wurzeln bergauf, sehr schmal ist der Steig, steil fällt der Fels neben uns ab. Aufatmen, als wir am Fuß des Klosters ankommen. Nun geht es noch einmal eine Treppe mit etlichen Stufen nach oben und dann sind wir da. Wir können die erste Höhlenkirche, die wunderschöne Malereien hat und einen schmucklosen Nebenraum sehen, der Rest ist wegen Renovierung geschlossen.
Dafür die ganze Mühe. Von der Riesenanlage ein Bruchteil gesehen

Die Besichtigung von Trabzon schenkten wir uns. Und das war gut so. Kaum hatten wir es uns im Bus gemütlich gemacht, verschwand der Rest der Berge im Grau, Donner kündigte Regen an und dann schüttete es. So kann ich in aller Ruhe schreiben.

Ein paar Gedanken zur Gruppe und zur Gruppendynamik.
Zu Beginn der Reise sagte der Reiseleiter, daß Konvoifahren nicht notwendig sei, was wir in Ungarn sofort nutzten, um nach Langos zu suchen. Später versuchten Hedwig und Hans Berend, die sich intensiv auf diese Reise vorbereitet hatten, immer wieder, sich von der Gruppe abzusetzen. Die Gruppe sah es irgendwie nicht gerne, wenn sich die Zusammensetzung änderte. Man braucht wohl seinen Vordermann. Andererseits will jeder mal hinter dem Reiseleiter fahren, was zu einem rotierenden System gehört hat. Alles Sachen, die mir schnurzegal sind und wofür mir deswegen auch jeglicher Zugang fehlt. Das Konvoifahren belastet die Einzelnen wohl mehr, als sie zugeben wollen. Zunehmend wird über den Fahrstil des Reiseleiters gemosert (zu schnell, zu langsam, zu kurze Pausen), über die Art der Reiseleiterin, Sachen über Funk durchzugeben und den Konvoi wie eine Schar Küken zu behandeln, über zu wenig Stops für Einkäufe usw.. Reiseleiters merken das natürlich und eines Tages schlägt Heinrich vor, die Gruppe zu teilen, weil dann Fahrweise, Stops usw. einfacher zu händeln seien. Ich meldete mich, um an der Spitze fahren.
Gruppendynamisch geschickt gemacht. Da wird ein zweiter "Reiseleiter" aufgebaut, an dem die Gruppe sehen kann, wie gut man es doch selbst macht. Auch umgeht er die Wahlmöglichkeit zur Zugehörigkeit, indem er die Gruppe in der Mitte teilt. Alles sehr geschickt und nachahmenswert. Alle waren zufrieden.
Am nächsten Morgen, wurde alles wieder zurückgenommen mit der Begründung, da wir ein Problemfahrzeug haben (bei einem Wagen war die Fahrzeugbatterie defekt und er mußte angeschoben werden), sei einfacher, im Falle einer Reparatur oder sonstiger Vorkommnisse die Gruppe beisammen zu haben (Ginge das mit einer kleineren Gruppe nicht einfacher?). Der gute Wille gezeigt, die Gruppe war es zufrieden, das Murren vorerst vorbei. Ein Meisterstück!


Morgen tut sich uns eine neue Welt auf. So hoffen wir. Wir kommen nach Georgien.
Da ich nicht weiß, wie die Handyverhältnisse sind, werde ich die Homepage heute noch aktualisieren.

Allaha ismarladik (Auf Wiedersehen)