Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 029


03.04. -
06.04.10

Durch El Salvador

 

 

03. April: An die Costa del Sol

Ein anstrengender Tag lag vor uns: 360 km, die Grenze nach El Salvador, ein Pass von 2.000 m und schlechte Straßen mit Schlaglöchern. Da fuhren wir doch lieber um 6 Uhr los. Auf dem Weg zur Grenze war nicht viel los. Ob das am Ostersamstag lag, oder niemand nach El Salvador fährt, konnten wir nicht ergründen.
Auch am Grenzübergang waren wir die einzigen, der Zollbeamte hatte sogar Zeit, unsere Papiere zu kopieren. Gemütlich kamen wir so in kürzester Zeit über die Grenze.

El Salvador ist ungefähr so groß wie Hessen und damit das kleinste der zentralamerikanischen Länder.
Hier schien tatsächlich Feiertag zu sein. Menschenleere Straßen, nur die alten amerikanischen Schulbusse mit Ausflüglern waren unterwegs. Viele machten Zwangspausen zur Reparatur, da musste das Picknick eben am Straßenrand verzehrt werden. Die Straße windet sich zum 2.000 m Pass hoch, mein Womo macht das prima. Die Landschaft ist verdorrt, oder zu steil für einen Anbau. Ärmliche Hütten säumen die Straße. Kleine Jungen füllen die Schlaglöcher mit Lehm und strecken die lehmbeschmierten Hände hoch, um einen Lohn für ihre Arbeit zu erhalten.
Wir kommen durch ein Dorf, das sehr schön in bunten Farben bemalt ist, Stilelemente der Mayas verzieren die Wände. So kann ein Dorf auch aussehen.

Dann die Hauptstadt San Salvador. Sie hat rund 2,2 Millionen Einwohner (Ballungsraum) und ist damit die zweitgrößte Stadt Mittelamerikas. Sie liegt am Fuß des gleichnamigen Vulkans und war im Laufe ihrer Geschichte mehrfach von Erdbeben betroffen. Das schlimmste Erdbeben im Jahr 1854 zerstörte die Stadt fast vollständig. Das letzte Erdbeben fand 2001 statt und verursachte beträchtlichen Schaden. Besonders die Vorstadt Las Colinas wurde von einem Erdrutsch größtenteils zerstört.

War schon Tegucigalpa ein trostloser Anblick, so setzt San Salvador noch einen drauf. Die Armut und der Dreck lugen aus jedem Winkel. Die Stadt macht einen hoffnungslosen, niederschmetternden Eindruck. Wir wissen nicht, ob es auch "Sahneecken" gibt, aber die Durchfahrt reicht uns.

Nach 40 Kilometern kamen wir ans Meer. Wir freuten uns auf zwei Tage Strandurlaub. Was auf uns zukommt, hatten wir uns nicht überlegt. Es erwartete uns ein Strandrummel der Superklasse. "Stehtaxis" (Pickups, auf deren Ladeflächen sich die Menschen drängeln), beförderten johlende Menschen, Supermärkte reduzierten ihre Angebote auf Getränke. Das beste Geschäft machte ein Eishändler, der säckeweise Eis zum Kühlen der Getränke verkaufte. Auf der Straße hinter den Hotelresorts reihte sich ein musikdröhnendes Lokal an das andere, ein Durchkommen war kaum möglich. Diese Meile konnte überall auf der Welt sein.
Schließlich kamen wir zu unserem Hotel, es lag zwischen Lagune und Meer. Wir fanden einen Platz neben einer Mülllagerstelle, deren Dünste uns die Hitze verschönerte. Es gab zwei Pools, voll von Kindern und so warm, dass man nicht hineingehen mochte. Der Strand war einen Kilometer entfernt, die Hitze machte den Weg zur Qual. In den Wohnmobilen war es so heiß, dass man nur draußen lethargisch in den Stühlen hängen und warten konnte, dass es irgendwann nachts einmal kühler wurde.

Ein Trost: "Wartet mal ab, bis jetzt habt ihr ja gerade mal 40° erreicht, aber in Mexiko, da wird es richtig heiß."


04. April: Costa del Sol

Die Seele baumeln lassen und sich mit den Temperaturen anrangieren war heute angesagt. Schon um sechs Uhr in der Frühe machten wir uns auf zum Meer und warfen uns in die 25° warme Brandung. Schön!
Das Wifi in der Rezeption war akzeptabel, so dass ich den Teil Honduras in das Internet hochladen konnte. E-Mails waren zum Glück (?) keine gekommen.

So kam der Abend schnell und wir feierten Barbaras und Uwes Geburtstag. Barbara, auf deinen zukünftigen Reisen wünsche ich dir immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und dir, Uwe, kann ich nur immer so eine Gruppe wünschen wie wir es sind!


05. April: Costa del Sol

Eine Bootsfahrt in der Lagune war bei diesem Wetter genau das Richtige. Wir fuhren in das Mangrovensystem, das uns faszinierte. Bäume auf Stelzen, dass die nicht umfallen! Kaimane soll es hier geben, aber wir sahen keine. Wir besuchten ein Dorf, das Jeanette und Uwe auf der Ihrer Reise vor zwei Jahren kennengelernt hatten. Kein Tourist verirrt sich in diese Tiefe der Mangroven. Die Schule benötigte dringend ein Dach für die Toilette. Dafür wurde spontan von der Gruppe gesammelt. Wir überzeugten uns davon, dass das Dach auch vorhanden war. Eigentlich war schulfrei, trotzdem hatten sich alle Kinder und einige Eltern versammelt, um uns zu begrüßen. Der Schulleiter erzählte uns einiges über die Schule und beantwortete unsere neugierigen Fragen. Zum Schluss bat er um eine Spende für die Errichtung eines dringend notwendigen Wassersystems, zu dem noch etliche Teile fehlten. Wir fanden dieses Anliegen legitim und es wurden 500 $ gesammelt. Die Freude war groß. Ich bin gespannt, was Uwe in zwei Jahren vorfinden wird.

Auf der Rückfahrt machten wir Halt in einem Mangrovenrestaurant. Das ist einfach eine Plattform mit Dach auf Stelzen am Rande der Mangroven. Das Highlight aber ist die Toilette. Dazu muss der ein Plumpsklo aufgebaut ist. Alle man über einen abenteuerlichen Steg aus vier dünnen Bäumen mit einem wackeligen Geländer nach hinten in die Mangroven hinein zu einer durch eine Plastikplane abgesperrte Plattform, auf mussten natürlich dahin - zum Fotografieren!

Es gab leckeren gebratenen Fisch und Bier. Was will der Mensch noch mehr?


06. April: Nach Santa Ana, Chalachuapa

Die heutige Strecke ließ uns Muße, von der Route abzuweichen und zwei Ausgrabungsstätten zu besuchen.

Joya de Cerén (sp.: Juwel von Cerén) war ein präkolumbianisches Dorf der Maya im Valle Zapotitán. Im Jahr 640 begrub eine Eruption eines nahegelegenen Vulkans das Dorf unter 14 Schichten Asche und schützte es so gegen Verwitterung. Man glaubt, dass die Bewohner ausreichend Zeit zur Flucht hatten, da keine Leichenüberreste gefunden wurden. Sie ließen bei ihrer hastigen Flucht aber ihre Habseligkeiten, Keramik, Möbel und sogar Speisereste zurück Die Stätte gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Mittelamerikas, da es im Gegensatz zu anderen Funden das Leben des einfachen Volkes zeigt. Es wird oft auch als amerikanisches Pompeji bezeichnet.

Diese kleine Anlage ist liebevoll gepflegt und in einen Blumengarten eingebettet. Einige ausgegrabene Häuser zeigen anschaulich die Lebensweise

Auch San Andrés im gleichen Zapotitán-Tal gelegen ist eine präkolumbische Maya-Stätte. Das ursprünglich kleine Maya-Dorf wurde um etwa 900 v. Chr. errichtet. Nach einem Ausbruch des nahegelegenen Vulkans Ilopango im Jahr 250 v. Chr. und der darauffolgenden Verwüstung wurde das Dorf aufgegeben. Erst ca. 400 n. Chr. kam es zu einer Wiederbesiedlung und San Andrés entwickelte sich zu einer bedeutenden Stadt in der Region und wurde um ca. 600 n. Chr. sogar zu einer Regionalhauptstadt der Maya.
Der Niedergang der Stadt begann im 10. Jahrhundert und sie wurde endgültig um ca. 1200 n. Chr. aufgegeben.
Man vermutet, dass in der Stadt zur Blütezeit etwa 12.000 Menschen gelebt haben. Heute können wir eine restaurierte Pyramide mit zwei Terrassen in San Andrés besichtigen, doch in der Landschaft ist der großzügige Grundriss der Anlage erkennbar. Sie ist eingebettet in Mangoplantagen und sogar in eine Kakaoplantage, die wir hier zum ersten Mal sahen.

Da wir viel Zeit hatten, wichen wir auch auf der weiteren Fahrt von unserer Route ab und suchten uns über Nebenstraßen unseren Weg nach Santa Ana. Diese kleinen Straßen waren auf unserer Karte nicht einmal verzeichnet, sie führten idyllisch über Berg und Tal, waren wunderhübsch, kein Müll lag am Straßenrand, Blütenpracht wie die blauen Wolken der Jacarandabäume zierten die Wegränder. Man konnte vergessen, dass man sich in El Salvador befand.

Unseren Stellplatz in der Nähe von Chalachuapa fanden wohl auch Myriaden von Zikaden gut, jedenfalls dem Lärm nach, den sie veranstalteten, müssen es so viele gewesen sein. Davon, dass mit einsetzender Dunkelheit auch ihr Gesang verstummt, haben die Zikaden wohl nichts gewusst - oder sie waren blind.