Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 028


29.03. -
02.04.10

Durch Honduras

 

 

29. März: Nach Tegucigalpa

Der letzte Grenzübergang lag uns noch in den Knochen und der heutige sollte noch schlimmer werden. Schon vor dem Morgengrauen hörten wir die LKWs vorbeidonnern. Es hielt uns nicht im Bett.
Auf dem Weg zur Grenze aber begegneten wir keinem Auto, es kam uns auch keines entgegen. Wo die wohl geblieben waren? An der Grenze dann kein Chaos, fast gemütlich absolvierten wir die Stationen, eine paar "Helfer" versuchten uns ein paar Dollar extra abzuluchsen, doch als sie merkten, dass wir nicht zu betupsen waren, lief alles ganz harmonisch ab. Nach 90 Minuten waren wir in Honduras.

Die Müllablagerungen bestimmten auf hier das Landschaftsbild und unterstrichen die trostlose Trockenheit. Trockene, laublose Bäume, verbranntes Gras begleiteten uns. Die Hitze ließ den Fahrtwind kochen. Der einzige Trost: wir stiegen auf über 1.000 m und hofften dort auf etwas kühlere Temperaturen.

Schon vor der Grenze hatte Richard Motorprobleme, der Motor verbrauchte zu viel Öl und hatte keine Leistung mehr. Wie immer war Christian zur Stelle und schleppte ihn ab. Doch alle paar Kilometer mussten sie eine Pause machen: bergauf wurde bei diesen Temperaturen Christians Motor zu heiß und musste abkühlen, bergab wurden die Bremsen an Richards Fiat heiß. So wurden die 150 km bis Tegucigalpa zu einem anstrengenden Akt, den ich sehr gut nachempfinden kann! In Tegucigalpa fanden sie eine Werkstatt, die einen kompetenten Eindruck machte. Die Befürchtungen bestätigten sich, der Turbolader ist defekt. Der morgige Tag muß zeigen, ob er zu reparieren, ein Ersatz hier zu bekommen ist.

Wir quälten uns durch die Stadt, die bei uns ein wenig Unbehagen auslöste, erinnerte sie doch ein klein wenig an La Paz. Sie liegt auf 1.300m Höhe und hat innerhalb der Stadt einen Höhenunterschied von 400 m. Die "Häuser" kriechen den Hang hinauf. Der Verkehr ließ den Osterverkehr schon ahnen, auch die Polizei regierte darauf mit verstärkten Posten und zusätzlichen Erste-Hilfe-Stellen. Stopp und Go den Berg hinauf, mein Auto kann das wieder!

Wir bezogen einen Luxusplatz in einem Park neben einem Schwimmbad. Irgendwo gab es hier auch einen Zoo und das nächtliche Löwengebrüll in kühler Luft unter einer warmen Decke ließ uns warme Schauer über Rücken rieseln.


30. März: Tegucigalpa

Tegucigalpa ist die Hauptstadt von Honduras und mit rund 1Million Einwohnern auch die größte Stadt des Landes.
Bereits vor dem Auftauchen der ersten Spanier Mitte des 16. Jahrhunderts war das Gebiet um Tegucigalpa besiedelt, und die Stadt trug auch bereits ihren heutigen Namen. Trotzdem gilt der 29. September 1578 als der offizielle Gründungstag. Zur Zeit der Eroberung durch die Europäer lebte das Volk der Lenka in dem Gebiet. Ihre Sprache ist heute ausgestorben und es ist nur sehr wenig über ihre Kultur bekannt.

Touristisch hat die Stadt wenig zu bieten. Im Zentrum befinden sich einige alte Kirchen, so die renovierte Kathedrale zu St. Michael und die Los Dolores-Kirche, an deren Verzierungen und Figuren der Einfluss indigener Völker sichtbar ist. Ansonsten gibt die Stadt die Trostlosigkeit und Armut des Landes wieder. Das Besondere ist der Name: Tegucigalpa - es klingt wie ein Zauber aus vergangener Zeit.

Honduras gehört mit Guyana, Haiti und Nicaragua zu den ärmsten Staaten Lateinamerikas. Über 80% der Bevölkerung leben an oder unterhalb der Armutsgrenze. Viele Honduraner wandern deshalb jedes Jahr ins Ausland ab, vornehmlich in die USA. Ihre Geldüberweisungen stellen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Neben diesem Einkommen sind die Textil-, Zucker- und Zigarettenindustrie vorherrschend.

Vom 22. Oktober bis zum 8. November 1998 wütete der Hurrikan Mitch in Mittelamerika, wobei mehr als 10.000 Menschen ums Leben kamen. Honduras und Nicaragua waren die am schwersten vom Hurrikan getroffenen Länder. Es ist unglaublich, in 1.300 m Höhe in einer Stadt zu stehen, dessen Fluss, den wir heute als Bach erlebten, die Altstadt unter Wasser setzte. Vor der Stadt sind die Behelfsunterkünfte für die Betroffenen von damals zu einer Dauereinrichtung geworden.


31. März: Nach Pulhapanzak

Die Kieferwälder, deren würziger Duft uns schon auf unserem Übernachtungsplatz eingehüllt hatte, begleiteten uns auch heute durch die Berge. Die vermehrten Polizei- und Erste-Hilfe-Posten erwiesen sich heute als dringend notwendig. Die Honduraner fahren auch sonst wie die Henker, in dieser Santa Semana scheinen Alle die Auto fahren, die schon mal in einem Auto gesessen haben. Blindes Überholen in Kurven ist an der Tagesordnung. Wir kamen an einem Unfall vorbei, bei dem ein PKW frontal in einen Bus gerast ist. Drei Tote.

In dem Unfallstau hatten wir ausreichend Gelegenheit, uns mit zwei Deutschen zu unterhalten, die mit dem Fahrrad von Alaska nach Feuerland unterwegs sind. Bis hierher brauchten sie 11 Monate. Wie viel sie bis Feuerland noch brauchen wissen sie nicht. Hochachtung!

Je tiefer wir kommen, desto mühsamer können die Bäume sich gegen die Hitze wehren. Wir sehen nebeneinander Bäume, die alles Laub abgeworfen haben und die noch in voller Blüte stehen. Jahreszeiten, oder gar eine Ruhezeit, kennen sie nicht.

Wir durchfahren eine Senke und erwarteten grüne Flächen und Viehzucht, doch alles war trocken. Erst am Lago Yojoa ändert sich die Landschaft. Üppige tropische Vegetation säumte die Straße. Zufriedene Kühe kauten gemütlich unter schattenspendenden Bäumen. Auch wir fanden ein schattiges Plätzchen für die Nacht.

Von weitem hörten wir die Cataratas de Pulhapanzak. Ein Spaziergang zu diesen Wasserfällen durfte nicht fehlen.


01. April: Nach Copánruinas

Der Rückweg zur Hauptstraße führte uns durch ein Stück Nebelwald und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Hier schien Honduras noch in Ordnung zu sein. Betriebsamkeit in den Dörfchen, keine herumhängenden Menschen. In den Minisupermercados bekam Gil alles, was unser Herz begehrte und uns wurden so große Einkaufsmalls erspart, zu denen wir in größere Städte hätten fahren müssen. Wir folgten erst dem Rio Uluha, dann dem Rio Camelecon. Die Straße überquerte in ihrem weiteren Verlauf die 1.000 m Höhenmarke, doch auf die vor Hitze flimmernde Luft hatte das keinen Einfluß.

Die Ostertage und die Temperaturen hatten der Waterworld-Anlage bei Copán große Menschenmassen beschert, so dass für uns kein Platz mehr war, doch wir waren auf mit dem kleinen Hotelpool zufrieden. Im Wohnmobil war es zu heiß, so dass wir noch lange bei kühlem Bier draußen zusammen saßen. Ein Hoch auf den Kühlschrank!


02. April: Die Ruinen von Copán

Karfreitag. In Copán startete die große Prozession um 9 Uhr. Busse brachten uns in das beschauliche Städtchen und wir verfolgten eine Weile das Spektakel, doch die 14 Stationen den Berg hinauf schenkten wir uns bei der Hitze. Die wurde zu Mittag unerbärmlich, doch wir wollten ja die Maya-Ruinen von Copán besichtigen

Copán war zur klassischen Maya-Zeit einer der bedeutendsten Stadtstaaten. Heute ist die kleine Stadt San José de Copán im Westen von Honduras der Ort einer der wichtigsten und ausgedehntesten Ausgrabungsstätten der Maya-Hochkultur.

Maya-Tempel - Klicken zum Vergrößern Das Königreich Copán wurde ca. 160 gegründet. In der Blütezeit zwischen 695 und 763 schufen die besten Bildhauer, Baumeister, Kalligraphen und Kunsthandwerker der Zeit prächtige Tempel, Pyramiden, Altäre, den zweitgrößten Ballspielplatz der Maya-Kultur sowie fein ziselierte Stelen und Reliefs. Auch entstand in dieser Zeit die monumentale Hieroglyphentreppe, das größte Schriftwerk der Maya, das aus mehr als 2200 Schriftzeichen besteht. 822 bestieg der letzte König von Copán, U Kit Took', den Thron. Wenig später wurde die Stadt aufgegeben. Innerhalb von lediglich 200 Jahren entvölkerte sich das Tal von Copán weitgehend und der Dschungel überwucherte die einst prächtige Stadt.

Trotz Überlieferungen konnten die spanischen Eroberer Copán nie finden. Erst 1834 wurde Copán vom Obersten und Forschungsreisenden Juan Galindo wiederentdeckt. Ende 1839 kam der Forschungsreisende John Lloyd Stephens nach Copán und fand die gesamte Stadt vom dichten Dschungel überwuchert. Erst nach mühsamer Freilegungsarbeit durch einheimische Arbeiter konnten Stephens, der die Ruinenstadt für nur 50 US-Dollar den Indígenas abkaufte, mit Vermessung und Skizzierung der Ruinen beginnen.
Der Hurrikan Mitch wütete 1997 so stark, so dass der am Städtchen Copán Ruinas vorbeifließende Fluss weit über seine Ufer trat und einige Pyramiden, Wohnhäuser und Grabstätten freilegte.

Seit 1980 gehört Copán nach Unesco-Deklaration zum Weltkulturerbe der Menschheit

Wir konnten die Tempel und Stelen bewundern, wandelten ehrfürchtig auf den Wegen der Maya, stellten uns die Opfer vor und erlebten im Geiste ein Ballspiel auf dem großen Spielfeld. Mit Röntgenaugen versuchten wir die Hügel zu durchdringen, die noch auf ihre Ausgrabung warteten. Wir wären gerne noch länger geblieben, doch die Hitze machte uns zu schaffen. Fast 40° im Schatten und kein Wind, das schlaucht!