Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 027


27.03. -
28.03.10

Durch Nicaragua

 

 



27. März: Nach Granada, Nicaragua

Die Musik gestern Abend hat uns gefallen und so haben wir uns fast alle auf der Tanzfläche getroffen. Hier gibt es noch keine wilden Rhythmen und zuckende Tanzbewegungen, hier tanzt die Jugend noch in herkömmlicher Tanzhaltung einen sambaähnlichen Tanz. Da konnten wir mithalten. Doch da ein Grenzübertritt bevorstand, gingen vor dem Ende zu Bett. Pünktlich um 1 Uhr hörte die Musik auf zu spielen und ganz schnell war Ruhe auf dem Platz.

Schon etliche Kilometer vor der Grenze stauten sich die LKWs auf der zweispurigen Straße. Was tun, warten konnten wir nicht, also Augen zu und auf der Gegenspur überholen. Ab und zu kam ein LKW oder Bus von vorne und wenn wir Glück hatten, gab es eine Lücke zwischen den LKWs, aber wir mussten auch schon mal auf die Berme ausweichen. An der Grenze der Schock: Hunderte von Menschen warteten auf die Abfertigung! Ein endloser Lindwurm, der sich in x Kurven in Richtung der Abfertigungshalle wand. Wir stellten uns brav an. Wir hörten von Schleusern, die uns für 20 $ pro Person an der Schlange vorbeischleusen würden. Irgendwann waren wir so genervt, dass wir das Angebot annehmen und kamen so etwas früher dran. So war die Ausreise nach drei Stunden erledigt.
Später hörten wir, dass die LKWs erst am Montag abgefertigt würden. Gut, dass wir uns nicht brav eingereiht hatten!

Es kam noch viel chaotischer! Auf der nicaraguanischen Seite wurde das Chaos dann perfekt. Wo die Einreise? Wo die Desinfektion des Autos bezahlen? Wo bekomme ich die Touristensteuerquittung? Wo die Immigrationsstempel? Wo die Versicherung für das Auto? Außer uns wollten das noch 800 weitere Menschen wissen! Es ist Santa Semana, die heilige Woche, die heute, am Palmsamstag beginnt und bis nach Ostern dauert. Da fahren die 40.000 nicaraguanischen Gastarbeiter aus Costa Rica zurück nach Hause. Nach endlosem Warten und Geschiebe bei 39° waren wir nach 7,5 Stunden in Nicaragua. Auch hier stauten sich die LKWs viele Kilometer und hinter einem Bus als Rammschutz kamen wir gut an ihnen vorbei.

Direkt mit der Grenze ändert sich das Bild: Es war mehr Leben auf der Straße, unzählige Obststände säumten die Straßenränder, aber auch der Müll wurde hier abgeladen. So sauber Costa Rica war, so sehr fiel das Müllproblem hier auf. Dieser Anblick sollte sich durch das ganze Land ziehen. Die Straße führte am Nicaraguasee entlang. Er ist der größte See in Mittelamerika, mit einer Fläche von 8.157 km² (15,8-mal so groß wie der Bodensee) der zehntgrößte Süßwassersee der Erde. In ihm leben größere Populationen des Bullenhais, der eine Länge von über drei Metern erreichen kann. Im See gibt es mehr als 400 Inseln, Auf Ometepe gibt es zwei Vulkane, den Vulkan Concepción mit 1.610 m und den Vulkan Madera mit 1.340 m Höhe.

Der Concepción sieht genauso aus, wie Klein Fritzchen sich einen Vulkan vorstellt.

Am Nordufer liegt Granada, ein schönes Städtchen, wie wir sahen. Eine Prozession, bei der von sechs Männern ein Kreuz vorangetragen wurde, hinderte den zuschauenden Teil der Bevölkerung nicht, diesen Anlass zu einem großen Besäufnis werden zu lassen.

Eigentlich sollten wir heute noch eine Kutschfahrt durch die Stadt machen, doch es war durch das Grenzchaos so spät geworden, dass wir froh waren, in Ruhe am Seeufer essen und ein Bier genießen zu können. Es war inzwischen dunkel geworden und wir fragten den Wirt nach einem Licht. Er hatte keins, aber wir hätten doch La Luna und er zeigte auf den Vollmond. Recht hatte er!


28.März: Nach Estelli

Die Kutschfahrt wurde heute Morgen nachgeholt. In 8 Kutschen fuhren wir im Konvoi durch Granada. Der Eindruck von gestern bestätigte sich. Granada ist ein nettes Städtchen. Es wurde 1524 vom spanischen Eroberer Hernández de Córdoba gegründet und in der Folgezeit mindestens dreimal von Piraten überfallen und zerstört. Erhalten und zum Teil aufwendig restauriert sind einige Häuser aus der Kolonialzeit.

Auf unserem Weg nach Norden kamen wir am Parque Nacional Volcan Masaya vorbei. Der Masaya-Nationalpark ist Nicaraguas zweiter Nationalpark. Er umfasst eine Fläche von ca. 54 Quadratkilometern und bietet Besuchern mehr Aussichten auf die zwei Vulkane Nindirí und Volcan Masaya des Parkes.
Seit den letzten Eruptionen der beiden Vulkane (Nindirí: 1670, Masaya: 1772) hat das Ökosystem des Parks viele Änderungen durchlaufen, die wir sehr gut beobachten konnten. Die trockene Lava wurde nach und nach von kleinen Pflanzen erobert, die den Weg freimachten für größere Vegetation. In der Trockenzeit ist der Park mit Unmengen von duftenden Blumen übersäht, unter denen viele Orchideenarten und die Landesblume, Sacuanjoche (Frangipani) zu finden sind. Dies sind sehr dekorative, lange blühende Bäume mit dem lateinischen Namen Plumeria rubra (rote Blüten) und alba (weiße Blüten) die sich durch sehr schöne, stark duftende Blüten auszeichnen.
Wir konnten mit dem Auto bis an Kraterrand fahren. Permanent steigen schwefelhaltige Wolken auf und erschweren das Atmen, was einigen Vogelarten augenscheinlich nichts ausmacht, wie Papageien, Spechte oder Hokkohühner, die in den schwefelverseuchten Kraterwänden Unterschlupf suchen, anscheinend ohne Schaden zu nehmen.

Von einem Aussichtspunkt hoch über dem Krater hatten wir einen herrlichen Überblick über das Land und Nicaraguasee.

Die Landschaft wurde hügeliger, aber die Hitze ließ hier wenig Grün zu, bei den Kühen und Pferden konnte man die Rippen zählen. Wir freuten uns auf die Höhe von 800 m, auf der wir heute übernachten wollten, versprach sie doch einige Grade weniger. Einige Reisfelder verblüfften uns. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ermöglichte inmitten von Trockenheit diese grüne Oase.

Diese Feuchtigkeit nutzten auch die Tabakbauern. Um Estelli liegen große Tabakfelder, eine zweite Zigarrenfabrik wird gerade gebaut.

Unser Stellplatz bot den Luxus eines Pools und das angegliederte Restaurant glänzte mit fantastischem Essen. Die Höhe hielt, was wir erhofften. Die Nacht war erträglich.