Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 026


19.03. -
26.03.10

Durch Costa Rica

 

 



19. März: Nach Dominical

Genau das brauchten wir am Morgen: Wir besichtigten Panamas älteste Rumdestille Carta Vieja, die kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag steht. Dort wird genauso destilliert wie ich es mache, nur ein kleines bisschen größer. Probieren konnten wir heute Morgen ja nicht, aber das haben wir ja gestern in ausreichendem Maße getan.

Die Grenze nach Costa Rica stand bevor. Panama verabschiedete uns kurz und schmerzlos, doch Costa Rica glänzte mit beeindruckendem Chaos, wenn man nicht wusste wo was ist, aber mit Geduld, die in der schwülen Hitze von 35° schwer fiel, meisterten wir auch diese Hürde.

Auf der heutigen Etappe hatte unser Womo noch eine Schonfrist, nur wenige Höhenmeter zum Üben fielen kaum ins Gewicht. So hatten wir Zeit, die Landschaft zu bestaunen. Es war, als ginge an der Grenze ein Vorhang auf und wir betreten einen großen Park. Dichter tropischer Regenwald mit einer überwältigenden Flora empfing uns. Gewaltige Bäume, besetzt von Epiphyten (Pflanzen, die nicht im Boden wurzeln, sondern sich an Bäume oder andere hohe Objekte heften, um ausreichend mit Licht und Feuchtigkeit versorgt zu werden. Sie nehmen aus der Luft Feuchtigkeit und Staubpartikel auf), Lianen und Riesenfarne, dazu dichtes Unterholz bestimmen das Bild.

Schließlich bezogen wir an der Mündung des Río Barú an einem Restaurant unseren Nachtplatz. Hier sah es endlich so aus, wie ich mir die Karibik vorstelle: sanfte Wellen, dahinter Palmen an flachem Strand, schwüle Hitze treibt den Schweiß aus allen Poren. Das Wasser lud zum Baden ein und als einige einheimische Gäste sagten, dass es Kaimane in dem Fluß geben würde, glaubten wir das nicht. Doch der Reiseführer belehrte uns (man sollte ihn vorher lesen!): "am Rio Baru liegen die Kaimane scheinbar schläfrig in der Sonne und warten auf Beute." Da ließen wir das Baden lieber.


20. März: Nach San José

Heute musste sich unser Wohnmobil bewähren. Der höchste Punkt der Panamericana mit 3.350 Metern (den höchsten Punkt unserer Reise haben wir ja schon hinter uns) stand uns bevor. Auf 51 km waren 2.700 Höhenmeter zu bewältigen.

Mir war angst und bange. Seit La Paz habe ich vor Steigungen einen Heidenrespekt! Doch unser Womo enttäuschte uns nicht. Ohne Probleme bewältigte er die steilsten Stellen. Auch an Steigungen hinter einem LKW herzotteln war kein Problem. Ich hatte sogar endlich die Traute, mal einen Blick auf den herrlichen Nebelwald zu werfen. So macht das Fahren Spaß! Wir werden nun auch den weiteren Teil der Panamericana erleben! Wie sieht die Welt wieder so rosig aus!

Mit einem Stein weniger in der Brust konnten wir am Abend Lisels Geburtstag feiern. Alles Liebe Lisel!


21. März: San José, zum Vulkan Poás

Bei einer Fahrt zum noch aktiven Vulkan Poás (2704 m), passierten wir Straßen, die bei einem Erdbeben im Januar 2009 zerstört wurden. Damals wurden auch Dörfer zerstört. Die Schäden sind noch nicht behoben.

Der Vulkan präsentierte sich uns nebelverhüllt, doch Warten lohnte sich, immer wieder riß der Nebelvorhang auf und gab einen imposanten Blick in den Krater frei. Neben einem sulfurblauen See kamen dicke Rauchwolken aus dem Kratergrund, die drohten, dass er jederzeit wieder ausbrechen könnte.

In einem anschließenden Besuch des Nature Park and Wildlife Refgue La Paz Waterfall Garden konnten wir verschiedene Raubkatzen beobachten. Ozelot und Margay kannte ich schon (Der Margay, Langschwanzkatze (Leopardus wiedii), auch Peludo, Bergozelot oder Baumozelot genannt, ist eine auf dem amerikanischen Kontinent lebende Raubtierart und ähnelt in ihrem Äußeren dem Ozelot, ist aber etwas kleiner und weist den namensgebenden längeren Schwanz auf. Von einem Jaguarundi aber hatte ich noch nie gehört. Jaguarundis (Puma yaguarondi) sind kurzbeinige, langschwänzige Katzen, sie sind eng mit den Pumas verwandt. Sie sind über die Tropen und Subtropen des amerikanischen Doppelkontinents verbreitet, von Texas über Mittelamerika bis nach Uruguay und Bolivien.

In einer Voliere leuchteten Papageien in roten Farben und kamen Tukane auf die Hand. Große Schmetterlinge konnten wir in einem Schmetterlingshaus bewundern. Viel Geduld und viele verknipste Bilder brauchte es schon, um Kolibris in Pixeln zu bannen. Ein Teil des Parks war gesperrt, da auch hier das Erdbeben seine Spuren hinterlassen hatte. Eine sehr schöne Anlage und ich könnte mir vorstellen, mich ein paar Tage in dem integrierten Hotel verwöhnen zu lassen.

Natürlich wurden wir auf der Rückfahrt in einen großen Souvenirladen geschleppt, die Veranstalter haben da so ihre Auflagen. Warum sollte es hier anders sein als überall auf der Welt?


22. März: San José

Ein freier Tag. Wozu braucht man den? Natürlich zum Putzen des Womos, aber auch zu verschiedenen Reparaturen. Ich versucht mein Radio in Gang zu bringen, das irgendwie die Drogenfandung nicht überstanden hatte. Schmerzlich, da somit auch die Rückkamera nicht funktioniert. Dazu bin ich ja auf einem weiteren Auge blind, die Beifahrerthermopenseitenscheibe hat Luft gezogen und ist von innen beschlagen, so dass ich den Außenspiegel nicht mehr sehen kann. Nun überlege ich, ob ich die innere Scheibe zertrümmern kann, ohne die äußere zu beschädigen. Ich schwanke noch.

Am Abend feierten wir Hellas Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Ein Wolkenbruch trieb uns unter das Terrassendach. Donner und Blitz begleiteten die Feier. Und das in der Trockenzeit!


23. März: Zum Arenalsee

Das Roadbook klassifizierte ein heutiges 40 km langes Teilstück als "sehr steil, kurvig und sehr eng, Überholen nicht möglich". Das löste bei uns eine leicht Panik aus, so das wirf um sieben Uhr starteten. Unser Womo ließ sich nicht beeindrucken. Tapfer nahm es jede Steigung, zuckelte brav hinter jedem LKW hinterher, so als führen wir auf ebener Straße. Von dem Nebelwald, durch den wir fuhren, sahen wir nicht viel, er machte seinem Namen alle Ehre. Nebel und Regen begleiteten uns den ganzen Weg.
Schließlich kamen wir an den Arenal-See. Er ist ein Stausee und mit seiner Fläche von 80 km² der größte Binnensee des Landes. Er liegt am Fuße des Vulkans Arenal und nahe dem Monteverde Nebelwald. Die durch die Aufstauung gewonnene Energie deckt beinahe 60% des Landesbedarfs an elektrischer Energie.

Hier begegneten wir dem Weißrüssel-Nasenbären (Nasua narica). Er ist nicht scheu und lässt sich gerne füttern. Er sieht dem Waschbären ähnlich, ist aber schmaler. Der Nasenbär ist ein Allesfresser, man sieht auch im Hühnerstall oder an Mülltonnen. Er erreicht eine Kopfrumpflänge von ca. 60 Zentimetern, eine Schwanzlänge von ca. 50 Zentimetern.
Der Weißrüssel-Nasenbär hat das nördlichere Verbreitungsgebiet der beiden Nasenbär-Arten. Es reicht von den südlichen USA (Arizona, Texas und New Mexico) über Mexiko bis ins westliche Kolumbien. Er findet sich am häufigsten in Wäldern, bewohnt dabei aber unterschiedliche Habitate, von tropischen Regenwäldern bis Gebirgswälder.

Unser Quartier schlugen wir auf Schweizer "Territorium" auf. Es gibt hier ein Schweizer Hotel, Kirche, Bauernhof, Bähnle und ein Aussichtsdrehrestaurant, Schweizer Brot, Käse und Wurst.


24. März: Arenalsee, in den Nationalpark Caño Negro

In der Nacht hatte es wiederholt geregnet, was zur Folge hatte, dass das Womo so weit abkühlte, dass wir herrlich schliefen. Schon zu nachtschlafender Zeit holte uns der Bus ab, um uns in das "Refugio Nacional de Vida Silvestre Caño Negro" an der Grenze zu Nicaragua zu bringen.

Unterwegs machten wir Halt an einem Fluß. Dort hatte sich eine Kolonie Leguane häuslich niedergelassen. Schon in Cartagena hatten wir gelernt, dass Leguane sich häufig auf Bäumen aufhalten, hier lernten wir, dass Bäume ihr bevorzugter Aufenthaltsort sind. Ein irrer Anblick!


In dem Naturreservat gingen wir ein paar Stunden mit einem Boot auf die Pirsch und machten reiche Beute! Kaimane, verschiedene Reiherarten, Eisvögel, Fledermäuse, Kapuzineraffen, viele bunte Vogelarten kamen uns vor die Linse. Das urwelthafte Brüllen der Brüllaffen lag über der ansonsten nur von Vogelgezwitscher angefüllten Luft. Dem Brüllen nach müssten die Tiere mindestens zwei Meter groß sein und nicht nur 60 cm. Die Bootsfahrt hätte ewig so weiter gehen können. Es war wunderschön.


25. März: Arenalsee

Wieder einmal nutzten wir den einen Tag zum Faulsein. Bei Temperaturen um 40° nutzten wir jeden Schatten und den Pool des Hotels. Ein wenn auch dünnes Wifi erlaubte uns E-Mails abzuholen. So ging der Tag auch herum.


26. März: Nach Cañas

Heute Morgen frühstückten wir gemeinsam im Drehrestaurant des Hotels. Dazu fuhren wir mit einem Schweizer Bähnle auf den Berg. Sogar eine "Schweineschwänzlekehre" ist eingebaut. Wir hatten einen Superblick über den Arenalsee auf den Vulkan, der uns heute in seiner vollen Schönheit beehrte. Er gab auch Rauchzeichen.

Der Arenal ist einer der 16 aktivsten Vulkane der Welt. Regelmäßig fließt Lava an den Hängen zu Tal und immer wieder wirft er glühende Gesteinsbrocken mit bis zu 7,5 m Durchmesser 300 Meter in den Himmel.
Am 29. Juli 1968, bei seinem letzten großen Ausbruch, zerstörte er die Ortschaften Pueblo Nuevo und Tabacon, die Überbleibsel können heute noch besichtigt werden. Bei diesem großen Ausbruch kamen 87 Menschen ums Leben. Auch bei seinem Ausbruch 1995 bedeckte er die Umgebung bis in unser Hotel mit einer 3 cm dicken Ascheschicht.

So von der Ferne, bei einem gemütlichen Frühstück, sah er sehr dekorativ aus.

Die Tour heute war kurz. Im letzten Jahr dauerten die 70 km noch 5 Stunden, da die Straße so schlecht war. Heute war sie gut in Schuss, so dass wir viel Zeit hatten, die Landschaft anzusehen. Wir fuhren um den See herum und an seinem nördlichen Ende fanden wir das im Reiseführer beschriebene weltbekannte Surferparadies. Der Wind zauberte Schaumkronen auf das Wasser und auf den Höhen drehte sich eine Phalanx Windräder. Am Seeufer war eigentlich ein Regenwald, doch viele Hotelanlagen hatten ihn zu einem großen Park umgeformt.

Ein deutscher Bäcker warb an der Straße für deutsche Produkte und wir bekamen auch tatsächlich gutes deutsches Brot, Bratwurst und Leberkäse. So zur Abwechslung ist mal ganz schön, den Gaumen zu testen, ob er deutsches Essen auch noch mag. Er mag!

Dann wendet sich die Straße vom See ab und die Landschaft ändert sich. Landwirtschaft wird in dem hügeligen aber vertrockneten Grasland betrieben. Die Zeburinder scheinen die geeignete Rasse zu sein, die die hohen Temperaturen von 40° aushalten. Wir haben so unsere Schwierigkeit damit. Selbst der Fahrtwind scheint zu kochen.

Zum Glück hat der Campingplatz einen Pool, der zwar sehr warm, aber mit einem kühlen Bier gut auszuhalten ist.

Heute Abend findet hier ein Ringelpietz mit Live Music statt. Ich bin gespannt, wie laut das werden wird.

Morgen steht uns die Grenze nach Nicaragua bevor.