Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 025


11.03. -
18.03.10

Durch Panama

 

 

 



12. - 15. März: Panama City

Der Blick aus unserem Hotelfenster heute Morgen zeigte uns die Skyline von Panama City. Hochhäuser wie in allen Metropolen der Welt beherrschen das Bild. Unser Hotel liegt in dem Stadtteil Bella Vista, das sich bei einem Rundgang als Bankenviertel herausstellte. Das Hotel ist kein 5 -Hotel wie das in Cartagena, aber es hat unschätzbare Vorteile: warmes Wasser zum Duschen und ein schnelles Wifi. Da sehe ich gerne darüber hinweg, dass das Frühstück eintönig ist und ab der dritten Tasse Kaffee gelöhnt werden muss und die Sauberkeit zu wünschen übrig lässt.

Panama Stadt (spanisch: Ciudad de Panamá) wurde 1519 von dem Spanier Pedro Arias Dávila (Pedro Arias de Ávila) gegründet und gewann dank ihrer geographischen Lage am Isthmus von Panama bald an Bedeutung, erlebte aber erst nach dem Bau des Panamakanals ein verstärktes Wachstum.
Das alte Stadtgebiet (Panamá la Vieja) ist als Ruinengelände erhalten und wurde 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Neben der zentralen Plaza mit Kathedrale, Rathaus und Bischofspalast sind mehrere Klöster sowie das Spital und wenige Wohnbauten der Oberschicht erhalten.
1671 wurde Panamá la Vieja durch den englischen Piraten Henry Morgan zerstört und danach etwa 5 km südwestlich davon, an ihrer heutigen Stelle, neu erbaut.

Eine Stadtrundfahrt führte uns natürlich zuerst an den Panamakanal. Er ist 81,6 km lang. Er verläuft zwischen den Städten Colón an der Atlantik- und Panama-Stadt an der Pazifikküste und führt durch den aufgestauten Gatunsee.
Er ist ein gigantisches Bauwerk. Erst ein paar Zahlen verdeutlichen das: Wenn der Erdaushub in einen Güterzug geladen würde, würde diese vier Mal um die Erde reichen. Die Kosten des mit Schleusen und Stauseen erbauten Panamakanals 386 Millionen US-Dollar, und während der Bauarbeiten von 1906 bis 1914 starben 5609 Arbeiter an Unfällen und Krankheiten (das sind immerhin noch etwa 1,9 Todesfälle pro Tag). Insgesamt forderte der Bau des Panamakanals circa 28.000 Menschenleben.
Es wurde eine eigens für den Kanal vorgesehene Schiffsklasse kreiert, die Panamaxklasse, deren Schiffe maximal 32,31 m breit sein durften, da blieben bei einer Schleusenbreite von 33,5 m nur 60 cm Platz an beiden Seiten. Da mussten die Lotsen schon genau manövrieren! Wir konnten uns davon überzeugen.

Die Altstadt ist im Umbruch. Zum Teil sind die Häuser am Zerfallen, in den Beinaheruinen wohnen die armen Leute. Das Geld hat den Wert der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt erkannt, der Grundstückspreis ist um das X-fache in die Höhe geschnellt. Das Ergebnis sieht man an den ersten renovierten Häusern. Und die Armen …?

Den Sonntag verbrachten wir mit Lesen, Faulenzen, Schreiben und ein wenig Bummeln. Dabei kamen wir in einen heftigen Regenguss. Dabei hat es bei der Stadtrundfahrt geheißen, es regne wenig. Merkwürdig, in allen regenarmen Gebieten regnet es, wenn wir kommen. Vielleicht sollten wir uns als Regenmacher verdingen?

Der Abend brachte die erwartete Nachricht: wir können morgen unsere Autos nicht aus dem Zoll bekommen. Das Schiff ist zwar heute angekommen, die Autos wohl auch ausgeladen worden, aber die Bürokratiemühlen müssen erst mahlen. Also mindestens ein weiterer Tag in der Stadt.

Was für Bilder möchte ich hier Panama-City zuordnen? Den Panamakanal kennt Jeder. Eine Skyline gibt es überall. Was mich immer wieder zum Hingucken reizte, sind die von den USA ausgesonderten Schulbusse, die hier ihren Dienst tun. Die Fahrer haben sie von den Eigentümern gepachtet, müssen den Unterhalt selbst bezahlen. Nach Anzug aller Kosten können sie ihren Verdienst zählen. Kein Wunder, dass sie durch die Stadt rasen. Ihre Busse sind fantasievoll verziert, ein Farbklecks in den Straßen.




16. März: Im Hafen von Colón

Heute Morgen fuhren wir tatsächlich in den Hafen. Im Hotel hatten wir ausgecheckt, also gab es kein Zurück mehr! Eine Stunde dauerte die Fahrt über die Autobahn durch eine erst savannenähnliche Hügellandschaft, dann durch einen Urwald. Im klimagekühlten Büro des Agenten bezogen wir Wartestellung. Es dauerte. Irgendwann gingen die ersten zum Formulare unterschreiben. Dann war Mittagspause. Um zwei Uhr ging es weiter und um vier, zum Feierabend, waren mal gerade 6 Fahrzeuge abgefertigt. Wenn der Beamte weiter machen sollte, wollte er pro Stunde 150 Dollar haben. Gegen die Erpressung konnten wir uns nicht wehren. Jetzt durften alle mit zu den Fahrzeugen.

Fiebernd und nervös erwarteten wir unsere Autos, war in Cartagena doch nichts so gelaufen wie geplant. Die Drogenpolizei verlangte, dass jedes Autos bis auf das letzte Teilchen ausgeräumt werden musste und wir waren nicht da! Von der Agentur eilig herbeigerufene Helfer luden die Womos aus. Die Zeit zum Verladen wurde knapp, so wurde Alles einfach wieder hineingeworfen und jedes Auto, das fertig war kam sofort an Bord. Alle Staukästen und Außenklappen waren unverschlossen und die Schlüssel auf dem Armaturenbrett. Sämtliche Sicherheitsplanung, wie das Einziehen von Trennwänden, war für die Katz. War noch alles da? Die Autos wurden gebracht. Von außen sahen sie gut aus. Die Türen waren mit einem Kreppbandstreifen "gesichert", auf dem "Don´t open" stand. Welche Sicherheit! Im Auto sah es schlimm aus. Verschlüsse des Kühlschranks kaputt, Cola getrunken, die leeren Dosen liegengelassen, das Bett durchwühlt, die sorgsam zusammengelegten Klamotten in den Säcken in der Garage durchwühlt. Eine Tasche fehlte, die sich später in einem anderen Auto wiederfand. Beim Einbau stelle ich fest, dass das Radio nicht mehr funktioniert.

Aber wir hatten endlich unsere Autos!
Die Ausfahrt aus dem Hafen forderte noch einmal alle Nerven und Geduld. Aus sechs Richtungen drängelten die Autos auf die Kreuzung. In einer Stunde kamen wir zwei Kilometer weit. Doch endlich hatten wir die Ausfallstraße erreicht und zwei Stunden später konnten wir den Motor auf unserem Nachtplatz in Panama abstellen. Ein gepflegtes Essen, ein paar Bier und Longdrinks im TGI-Friday entschädigten uns für die vergangenen Aufregungen.


17. - 18. März: Panama City, Mercedes Werkstatt, nach David

Vergeblich hatte Jeanette versucht, bei Mercedes einen Termin für mich zu machen, sie blieb immer in einem Call-Center hängen. Eine ganze Telefonkarte ging dabei drauf. Darauf machte Uwe den Vorschlag, am Dienstagmorgen direkt zur Werkstatt zu fahren. Früh waren wir da. Ein kleiner Macho-Werkstattleiter mit pomdisiertem Haar ließ uns lange links liegen, bis er doch Jeanettes Augenaufschlag erlag. Als wir draußen nach unserem Auto sahen, hing schon der Diagnosecomputer dran. Ergebnis: Der Katalysator ist dicht. Einig mögliche Maßnahme: leer räumen. Das geschah dann auch in einem anderen Betrieb. Inklusive Mittagspause dauerte das 3 Stunden. Schon das Ausbauen des Kats war ein Akt. Dazu musste das Luftfiltergehäuse losgeschraubt werden, die Motorabdeckung ebenso und damit noch nicht genug: ein "normalgroßer" Mechaniker kann den Kat nicht lösen, da er nicht in den Motorraum des Integrierten tauchen konnte. Zum Glück hatte Mercedes auch dafür den passenden Mechaniker, wie das Bild zeigt. Beim Einbau also das umgekehrte Spiel. Gerade zum Dunkelwerden war alles eingebaut. Funktioniert es? Das würde der morgige Tag zeigen.

Die Nacht verbrachten wir vor der Werkstatt unter einem Baum. Der Mechaniker hatte Gil eine Lampe rausgelegt, damit sie draußen lesen konnte. Überhaupt war der Platz ideal. Schräg gegenüber war ein großer Supermarkt von REY, so war unsere Versorgung sichergestellt.

Pünktlich um ½ 8 Uhr war der Diagnosecomputer wieder angeschlossen. Er zeigte noch einige Fehler an, ein paar Sonden wurden justiert, dann folgte eine Probefahrt. Dicker blauer Rauch überholte uns, auch im Stand. So wollten wir nicht fahren! In der Werkstatt wurde eine andere Sonde eingebaut vom 350 ML, der sollte den gleichen Motor haben. Auf der Probefahrt das gleiche Resultat. Man macht uns begreiflich, dass der Rauch nur durch einen neuen Kat wegzubekommen wäre. Ein Telefongespräch mit Jeanette als Dolmetscherin brachte es auf den Punkt: ca. 22 Tage würde ein neuer Kat aus Deutschland brauchen, bis er in der Werkstatt wäre. Mir brach eine Welt zusammen. Gil saß aber schon an der Karte und plante. Eine kurze Frage von Jeanette, ob der Wagen denn nicht so fahren könnte, wurde bejahrt. Der Wagen sei fahrbereit, wenn der Rauch nicht stören würde. Ich glaube. Ich habe ein mittleres Erdbeben in Panama ausgelöst, als der Stein von meinem Herzen plumpste. Ein Drucksensor wurde noch getauscht und der Bordcomputer gelöscht. Eine letzte Probefahrt war befriedigend, nur noch im Stand rauchte es noch ein bisschen und die gelbe Diagnoselampe leuchte wieder permanent wie nach La Paz. Das musste auch so sein, da ja vom Partikelfilter die Druckunterschiede nicht richtig waren. Die Leistung war wieder da. Eine halbe Stunde später war die Rechnung bezahlt und wir waren wieder on the road!


18. März: Nach David

Es war Mittag, der Verkehr deshalb nicht ganz so krass in Panama City und Gil hatte bei den Probefahrten gut aufgepasst, deshalb kamen wir ohne Probleme aus der Stadt. Auf guten Straßen preschten wir gen Westen, der Gruppe hinterher. Da der nächste Stellplatz am Strand nur 110 km weiter lag und auch die Etappe nach David "nur" 450 km betrug, hatten wir Chancen, die Gruppe hinterher. Gesehen habe ich nicht viel, die Straße erforderte alle Aufmerksamkeit. Wir schafften es und mit Dunkelwerden erreichten wir die Gruppe an der Rumfabrik. Der Stellplatz lag idyllisch in einer Allee. Rum und Cola standen schon auf den Tischen. Das war das Richtige zum Entspannen. Das Auto ist heute gelaufen wie in alten Zeiten und wir sind guter Hoffnung, aber die Bewährungsprobe steht ja noch bevor.