Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 017


10.01. -
17.01.10

Nach Salta

 

 

 

10. Januar: Nach Mendoza, Argentinien

Heute lag wieder eine Prüfung für die Wagen, aber auch für uns an. Wir hatten die Andenkordillere auf unserem Weg nach Mendoza in Argentinien an der Stelle zu überqueren, wo sich der höchste Berg außerhalb Asiens, der Cerro Aconcagua mit 6.962 m befindet. Unsere Straße führte genau zwischen ihm und dem Cerro Juncal, 5.865 m hindurch und erreichte am Pass Cristo Redemptor eine Passhöhe von 3.185 m. Aber vor die Passhöhe haben die Götter die Serpentinen gesetzt und so kurbelten wir uns endlose Kurven hinauf. Hier wusste ich, warum ich ein heckgetriebenes Fahrzeug haben wollte! Ganz gemütlich im dritten Gang tuckerte ich so dahin, überholte mal einen LKW oder auch einen PKW. Trotzdem hatte ich keine Zeit zum Schauen und musste mir von Gil von den atemberaubenden Ausblicken erzählen lassen. Gil hing die ganze Zeit aus dem Seitenfenster und schoss so an die 400 Fotos.

Auf der Passhöhe empfingen uns die Grenzer und der argentinische Zoll. Obwohl es voll war und die Reisebusse ausführlich gefilzt wurden, konnten wir nach einer Stunde nach Argentinien hineinrollen. Im Parque Provencial Aconcagua machten wir einen einstündigen Spaziergang, ganz langsam, um uns an die Höhe zu gewöhnen und konnten uns nicht satt sehen an der traumhaften Kulisse. Wiesenhänge leuchteten in blau, gelb oder weiß, kleine Seen spiegelten die Umgebung. Über allem thronte strahlend weiß der Aconcagua.

Auf dem Weg bergab machten wir Halt an der Puente del Inca (Brücke der Inkas). Sie ist kein Bauwerk der Inkas, sondern ein durch Erosion natürlich gebildeter Bogen. Er spannt sich 47 Meter hoch und 28 Meter breit über den Río Mendoza. An der Puente entspringt auch eine heiße schwefelhaltige Quelle, die das Gestein rotgelb färbt. Deshalb wurde ein Thermalbad gebaut, welches aber 1953 durch einen Erdrutsch zerstört wurde. Die Überreste kann man heute noch sehen.

190 Kilometer ging es jetzt langsam bergab durch ein atemberaubendes Tal. Die Felslandschaft konnte wilder nicht sein. Jeder Meter eine neue Form, die Farben wechselten von weiß über ocker, braun und kräftigem rot bis zu schwarz. Der Fotoapparat hatte keine Pause. Auch wir konnten nicht genug bekommen. Eine traumhafte Fahrt.

Schließlich kamen wir nach Mendoza. Es liegt auf 707 Metern Höhe. Die Landschaft ist eine karge Trockensteppe, die aber in der unmittelbaren Umgebung der Stadt bewässert wird, so dass Weinbau möglich wird. Das Klima ist trocken, sonnig und von den Temperaturen her gemäßigt, sagt der Reiseführer. Wir fanden die 35° gar nicht gemäßigt.


11. Januar: Mendoza

Die Nacht war heiß und so war ich froh aufstehen zu können. An die Temperatur müssen wir uns erst noch gewöhnen, doch da zum Glück die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig ist, kann man es aushalten. Bei so einem Wetter ist der Besuch eines Weingutes genau das Richtige! Wir fuhren in die Bodega Ruca Malén vor den Toren der Stadt. Sie liegt zu Füßen der schneebedeckten, malerischen Andenkordillere. Eine Führung durch den blitzsauberen Betrieb mit den entsprechenden Erläuterungen machte uns zu Weinexperten und die anschließende Verköstigung rundete unsere Lehrstunde ab. Für Interessierte: schaut euch mal die Homepage www.bodegarucamalen.com an.

Einen Bummel durch Mendoza schenkten wir uns. Am 20. März 1861 zerstörte ein Erdbeben die Stadt vollständig, so dass heute aus der Kolonialzeit nur noch die Ruinen der Kirche des Hl. Franziskus erhalten sind. Bei dem Beben mussten etwa 6.000 der 18.600 Einwohner, also rund ein Drittel der Bewohner, ihr Leben lassen. Zwei Jahre später wurde die Stadt erneut aufgebaut.
v Wir faulenzten, oder neudeutscher wir relaxten, den Nachmittag. Jeder noch so kleine Laufhauch wurde freudig begrüßt, er senkte die gefühlte Temperatur von 37,5° für Sekunden um ein halbes Grad.


12. Januar: Nach Ischigualasto

Die Trockensteppe, in der Mendoza liegt und die ich vor zwei Tagen erwähnt hatte, durften wir heute erleben. Dörfer gab es keine mehr, Tankstellen natürlich auch nicht. Hier hielt man nicht, man fuhr möglichst schnell hindurch. Die wenigen Versuche, sich hier anzusiedeln, dokumentieren nur die Ruinen der Hütten.

Da ist es zu verstehen, dass die Menschen sich einen Halt suchen und den fanden sie in der Difunta (verstorbene) Correa. Sie wird heute überall im Lande verehrt und ihre Schreine findet man an allen Straßen, von unzähligen Plastikwasserflaschen umlagert. Ich habe schon davon geschrieben und auch ein Foto im Album. Heute nun besuchen wir ihren Geburtsort Correa, der zu einem Wallfahrtsort geworden ist. Der Legende nach ist sie während des Bürgerkrieges in 1840er Jahren ihrem Mann in den Krieg nachgereist, um im sein neugeborenes Kind zu zeigen, aber ohne Vorräte verdurstete sie. Als man sie fand, lebte das Kind und saugte an der Brust der toten Mutter.

Ihr Heimatort Correa ist nun ein Wallfahrtsort mit allem daran hängenden Rummel. Alljährlich pilgern Hunderttausende zu ihrer Kapelle auf einem Felsen und bringen Dankesgaben und natürlich auch Wasserflaschen, das sie nie wieder Not leiden muss. Die Lkw-Fahrer haben sie zu ihrer Schutzheiligen erkoren und hängen Nummerschilder ihrer Wagen auf, um immer sicher zu fahren. Dass sie von der Kirche nicht anerkannt wird, interessiert hier Keinen!

Correa liegt in einer wüstenähnlichen Landschaft. Die kaum kniehohen stacheligen Büsche weichen mehr und mehr dem Sand. Die Straße ist einfach auf den Sand gebaut und folgt allen Wellen der Landschaft. Es sieht aus, als hätte man die Straße ausgerollt und vergessen sie glatt zu ziehen. Es macht Spaß die Wellen ohne zu bremsen auszufahren, ein klein wenig wie Achterbahn fahren. Man muss nur auf die Furten aufpassen, dann ist noch eine Vertiefung zusätzlich in der Fahrbahn.

Die letzten Häuser haben längst aufgehört, die Bergketten, die im Dunst den Horizont abschlossen, rückten an uns heran, als wir im Naturreservat Ischigualasto auf dem Campingplatz am Besucherzentrum ankamen. Zum Schlafengehen war es viel zu heiß, so träumten wir uns bei einem Bier in kühlere Dimensionen, die mit einem fantastischen Sternenhimmel hier in 1.400 m Höhe uns dann auch ins Bett lockten.


13. Januar: Der Parque Provincial Ischigualasto und der Parque Nacional Talampaya

Wir wussten es noch nicht, aber es sollte ein traumhafter Tag werden. Uns stand der Besuch zweier Naturreservate bevor, der Parque Provincial Ischigualasto und der Parque Nacional Talampaya.

Das Parque Provincial Ischigualasto liegt im Nordwesten Argentiniens, im äußersten Nordosten der Provinz San Juan. Wegen seiner vollkommenen Trockenheit wird es auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt. Der Park musste mit dem eigenen Fahrzeug, aber im Konvoi mit einem Ranger im ersten Fahrzeug durchfahren werden, eine Herausforderung an Fahrer und Auto, denn der "Weg" bestand aus weichem Sand mit tiefen Spurrillen und Felsabschnitten und das mit Steilstrecken rauf und runter. Mein Heckantrieb, verbunden mit 184 PS, hat alles mit Bravour gemeistert. Es hat Spaß gemacht!

Das Reservat ist 8.000 Quadratkilometer groß und schützt eine wüstenhafte Landschaft mit von der Erosion geschaffenen skulpturartigen, kuriosen Gesteinsformationen, die fantasievolle Namen erhalten haben, wie das U-Boot (da muss man schon sehr fantasievoll sein!), die Bocciabahn und der Pilz. Bei der Bocciabahn handelt es sich um perfekt runde Steinkugeln mit einem Durchmesser bis zu 30 cm Zentimetern, die im Trias entstanden sein sollen. Die Landschaft erinnert mich an die weiße Wüste in Ägypten, wo ebenfalls durch Erosion Pilzformen entstanden sind. Die Stimmung ist hier sehr ähnlich.

Auch als archäologische Fundstätte ist der Park interessant, so wurden hier die Überreste von mehreren südamerikanischen Saurierarten gefunden

Der Nationalpark Talampaya (Parque Nacional Talampaya) liegt nur 80 Kilometer vom Reservat Ischigualasto entfernt, im bis 1.300 m hohen Mittelgebirge der Sierra Los Colorados und der Sierra de Sañogasta. Der Park umfasst 270.000 ha. Auch hier wird eine wüstenhafte Landschaft im Tal des Rio Talampaya geschützt, in der die Erosion kuriose, vielfarbige Gesteinsformationen (z.B. die Verlorene Stadt und das Kanalsystem Las Canaletas) hervorgebracht hat. Namen hin, Namen her, mich faszinierten die roten Sandsteinwände, die lotecht 100 - 150 m aufstiegen und dabei architektonisch ausgefeilte Formen annahmen. Schaut euch die Bilder im Fotoalbum an!

Petroglyphen (Felsenbilder) gibt es überall aus verschiedenen Epochen. Hier sollen sie ca. 6.000 Jahre alt sein.

Ich hätte noch stundenlang durch den Canyon des Rio Talampaya fahren können und die Wände bestaunen können. Als ich dachte, dass hier gut Condore leben könnten, sah ich auch schon welche, flankiert von Geiern ihre Kreise ziehen.

Nach diesen Erlebnissen konnte ich unmöglich ins Bett gehen, schon gar nicht snacken. Da kam das einfache Restaurant am Besucherzentrum gerade recht. Bei frittierten Kartoffelwürfeln und Schnitzel Milanese konnte ich gut in die schnell hereinbrechende Nacht träumen.


14. Januar: Nach Catamarca

Unaufhörlich führt unser Weg nach Norden. Wieder begleiteten uns Gebirgsketten auf der linken Seite, die schön grün puschelig (jedenfalls aus der Ferne) bewachsen waren. An der schnurgeraden Straße waren die Olivenplantagen 'zig Kilometer lang. Auf mindestens 10 Kilometern wurden sie von blühenden Oleanderhecken eingefasst. Auch Mandarinenplantagen sahen wir, doch Dattelpalmen, die es hier geben sollte, fanden wir nicht.

In San Fernando del Valle de Catamarca wollten wir auf dem Municipal-Campingplatz übernachten, doch der hatte geschlossen und mit uns kein Erbarmen. So beschlossen wir, jeder selbstständig weiter zu fahren und irgendwo auf der Strecke zu übernachten.

Wir überfuhren einen Hügelzug in 1.000 m Höhe, um an dessen Ostflanke in eine endlos weite tischflache Ebene zu schauen. Nach 75 km machten wir an einer Polizeistation, die einen riesigen Parkplatz hatte, Schluß und richteten uns unter den Augen des Gesetzes für die Nacht ein.


15. Januar: Nach Amaicha del Valle

Die Landwirtschaft wechselte, heute begleiteten uns Tabakfelder, unterbrochen von großen Trockenscheunen, teilweise schon mit Tabak gefüllt. Und immer häufiger Zuckerrohrfelder. In einer kleinen Ortschaft biegen wir endlich nach links ab, auf die Bergkette zu, die uns schon so lange begleitet. Wir gelangen in einen Canyon und die Straße schlängelt sich in Serpentinen bergauf durch einen tropischen Regenwald. Doch dieses Mal durften wir auf einer guten Teerstraße fahren und so konnten wir den Höhenunterschied von 1.500 m auf 25 km genießen. Auf der Passhöhe hatten wir einen herrlichen Überblick über das durchfahrene Tal und konnten sogar noch einen leckeren Ziegenkäse erstehen. Hinter Tafi del Valle steigt die Straße nochmals an und über Schotterstraßen oder ebenso schlechte Betonstraßen gelangten wir auf unsere endgültige Passhöhe von 3.000 m. Dort verguckte sich Gil in ein paar Lamas und als kleinen Ersatz erstand sie ein Paar wunderbar weiche Alpakahandschuhe. Der Abschied von der 3000er Höhe fällt uns schwer. Hier ist ein Platz zum Träumen.

Die Fahrt hinab auf 2.000 m entschädigte uns mit einer beeindruckenden Felsenlandschaft, die uns immer wieder zum Anhalten veranlasste. Immer skurrilere Formen lösten einander ab. Hier trafen wir auf Kandelaberkakteen in größeren Mengen, die für die Felsformationen den stilgerechten Vordergrund bildeten. Die Kandelaberkakteen (Carnegiea gigantea) trafen wir hier bis zu einer Höhe von über 15 m an, beeindruckende Riesen!

Vorbei an kleinen und einfachen Dörfern kamen wir zum Campingplatz in Amaicha del Valle. Der war hoffnungslos überfüllt, so dass wir uns auf den Parkplatz des Museums verzogen, auf dem wir viel ruhiger standen.


16. Januar: Nach Salta

Natürlich mussten wir das Pachamama-Museum besuchen, auf dessen Parkplatz wir so herrlich geschlafen haben. Pachamama heißt in der Sprache der Quilmes Mutter Erde. Der südamerikanische Künstler Hector Cruz hat dieses Museum gestaltet und den Traditionen und Überlieferungen der Quilmes nachempfunden. Es ist eine großartige Anlage, in der jedes Stückchen Mauerwerk mit Indiandermustern aus kleinen Steinen verziert wurde.

Der Stamm der Quilmes, der zu den Diaguita-Calchaquíes gehörte, lebte bis zur Kolonisation des Gebietes durch die Spanier im Nordwesten Argentiniens, in den heutigen Provinzen Tucumán, Catamarca und Salta. Im 14. Jahrhundert wurde er durch die Inka unterworfen, doch die Quilmes übernahmen von diesen auch die fortgeschrittene Technologie vor allem in Architektur und Landwirtschaft. Während des 16. und 17. Jahrhunderts lieferten die Quilmes erbitterten Widerstand gegen die Spanier, die jedoch letztlich die Oberhand behielten. Die Befestigungsanlage von Quilmes im Westen der heutigen Provinz Tucumán blieb als Zeugnis der blutigen kriegerischen Auseinandersetzungen bis heute erhalten. Nach der Niederlage gegen die Spanier wurde der Stamm in die Provinz Buenos Aires deportiert, wo die Angehörigen als billige Arbeitskräfte dienten und wegen der schlechten Bedingungen bald als eigenständiges Volk verschwanden. (Wikipedia)

Diese Ruinen von Quilmes besuchten wir auf unserer Fahrt nach Salta. Über 5.000 Menschen haben hier gelebt.

Wir kamen durch die Quebrada de Cafayate, einer Schlucht, die aus Felswänden aus rotem Sandstein bestand. Die Erosion hatte daraus Kunstwerke geschaffen, die denen von Talampaya in nichts nachstanden. Stunden hielten wir uns hier auf und konnten uns nicht satt sehen, doch irgendwann musste es doch sein und wir kamen in die 500.000 Einwohnerstadt Salta, die die achtgrößte Stadt Argentiniens ist. De Camping Municipal hat einen riesigen Schwimmteich und da Wochenende war, kamen 3.500 Menschen, die an unzähligen Grills die Nacht zum Tage machten.

Als Gil mich auf unseren Stellplatz einweisen wollte, trat sie rückwärts in ein 23 cm Durchmesser messendes Betonloch und hing bis zum Knie fest. Panik. Wie das Bein rauskriegen, da der Fuß nach oben gebogen war und wie ein Widerhaken festsaß. Doch wir schafften es und große Schürfwunden am Schienenbein und unter dem großen Zeh mussten versorgt werden. Doch mehr Sorgen bereiteten uns die Zehen, die schnell anschwollen und blau wurden. Sie schienen nicht gebrochen zu sein, also kühlen und dann mit Schmerztablette ins Bett.


17. Januar: Salta

Der Besuch Saltas fiel natürlich aus. Gil konnte nicht auftreten und wurde nun den ganzen Tag mit Eis und Salben versorgt. Es war schwierig, sie auf dem Stuhl zu halten!