Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 016


06.01. -
09.01.10

Nach Santiago de Chile

 

 

 

06. Januar: Nach Los Angeles zum Salto del Laja

Wie angekündigt schien heute Morgen die Sonne. Während sich der Rest der Gruppe zu einer Wanderung rüstete, fuhren wir los. Wie schon erzählt, mussten wir den zweiten Ruhetag streichen, um zu unserem Rendezvous mit der Mercedes-Werkstatt am 8. Januar um 08:30 Uhr pünktlich in Santiago zu sein.

Auf dem Weg auf der Ruta 5 Panamericana tauchten auf der rechten Seite eine Reihe von Vulkanen auf, die wir gerne aus der Nähe sehen wollten, oder doch zumindest aus freier Sicht auf die Platte bannen konnten. Unser "Nasenwegweiser" führte uns in eine landwirtschaftliche Gegend á la Mecklenburg 1951. Die Leute haben bestimmt noch kein Wohnmobil gesehen, den offenstehenden Mündern zur Folge. Doch Bayer ist mit einem Versuchsfeld für chemische Pflanzenmittel schon da. Die vermummten, spritzenden Männer sahen wie von einem anderen Stern aus. Natürlich musste Gil den Dorfsupermercado besuchen. Jetzt haben wir neuen Käse und Wein der Region. Und auch Bilder vom Vulkan, von dem wir annehmen, dass es der Vilcún ist.

Wieder auf dem rechten Weg führte uns unser Roadbook nach Temuco. Dort wollten wir uns den Indianermarkt Mercado Municipal anschauen, der laut Reiseführer die wahrscheinlich größte Dichte an Kunsthandwerkständen in ganz Chile aufweisen soll. Allerdings ist die Spanne von Kunsthandwerk bis Kitsch und Tand weit! Dass Temuco eine der am schnellsten wachsenden Städte in Chile ist, erfuhren wir hautnah. In immer größer werden Kreisen fuhren wir um den Markt, um einen Parkplatz zu ergattern, schließlich gaben wir entnervt auf und sehnten uns nach der Einsamkeit. Nachdem wir uns an einer einsamen Einmündung in die Ruta 5 erholt hatten, waren wir bereit, an einer Copec-Pronto-Tanksstellle das Internet auszuprobieren. Es war eine Freude! Endlich stabile und schnelle Übertragung, dazu noch Stromanschluß. Nun ist das Fotoalbum ein Stück weiter und die Homepage up to date.

Kurz Los Angeles (wir sind noch nicht in die USA gebeamt) bezogen wir am Wasserfall Salto del Laja unseren Stellplatz. Mit 100 m Breite und 50 m Höhe ist der Salto del Laja der größte Wasserfall Chiles. Irgendwie scheinen wir durch Iguazú verdorben zu sein, denn staunenswert ist er nicht. Aber er ist zu einem Volkstreffpunkt geworden, Familien picknicken auf dem Weg, Souvenirstände locken, gebadet wird direkt unter dem Verbotsschild. Und das Alles ohne Eintritt!

Noch etwas zeichnet Temuco laut Reiseführer aus: Ab hier sollte der Regen merklich weniger werden, dafür mehr die Sonne scheinen. Das scheint zu stimmen, denn heute hatten wir über 30° im Schatten!

Noch ein wenig Sonne und Kraft tanken für die Großstadt morgen, dann ins Bett. Gute Nacht.


07. Januar: Nach Santiago de Chile

Strahlend blauer Himmel begrüßte uns und das Quecksilber kletterte schnell über die 30°-Marke. Auf der Autobahn waren die heutigen 440 Kilometer keine Entfernung, so dass wir noch einmal einen Halt bei dem Wifi von Copec-Pronto einlegen konnten. Wieder hatten wir eine hervorragende Verbindung. Warum können Andere das nicht? Auf der rechten Seite begleitete uns am Horizont die Bergkette der Anden, Schneegipfel funkelten herüber. Je näher wir Santiago kamen, desto dichter kamen wir auch der Bergkette.

Wir hatten von Uwe ein Navigationsgerät (Navi) mit Stadtplan von Santiago erhalten, in dem unser Zielpunkt, die Mercedes-Werkstatt, als Ziel gespeichert war. Eine nette "Susi" führte uns durch die Stadt, es war sehr easy, auch wenn ein horrender Verkehr herrschte. Noch vor Arbeitsschluss kamen wir in der Werkstatt an, der sich als riesige Nutzfahrzeug-, aber auch PKW-Werkstatt entpuppte. Wir konnten sogar einen deutschen Mitarbeiter auftreiben, der unsere Wehwehchen aufnahm und uns allerdings auf morgen vertröstete, da bald Feierabend war. Wir durften aber auf dem Firmengelände übernachten und er zeigte uns sogar noch Duschen und Toiletten. So verbrachten wir eine ruhige Nacht. Über den Werkshallendächern winkten die Berge zu herüber und sehnsuchtsvoll sehnten wir die Fahrt durch die Anden herbei.


08. Januar: Santiago de Chile, in der Mercedes-Werkstatt

Natürlich war der deutsche Kollege am Morgen nicht da, wie es sich für Führungskräfte gehörte, aber er konnte per Telefon seine Anweisungen durchgeben. Schnell waren wir in der Werkstatt, wo uns der Werkstattmeister begrüßte und sofort feststellte, meine Familie könne ruhig im Wagen bleiben. Als erstes wurde ein Diagnosegerät angeschlossen. Ergebnis: Alle Werte in Ordnung. Die Messung wurde ein paar Mal wiederholt mit demselben Ergebnis. Die Auslesung des Bordcomputers ergab nichts. Seltsamerweise waren da nicht einmal die SRS-Meldungen gespeichert. Andere Möglichkeit: Die vorhandene Software korrespondierte nicht mit dem neuen Sprinter, den es in Amerika gar nicht gibt.
Dann wurden die Bremsen genau untersucht und festgestellt, sie seien noch so gut wie neu. Beruhigend, doch hätte ich gerne Ersatzbremsbeläge mitgenommen, doch die sind in ganz Südamerika nicht zu bekommen, "nur in Stuttgart", meinte der Werkstattleiter. Während der ganzen Zeit standen sechs Blaumänner um meinen Wagen herum, fassten aber bei der Räderdemontage mit zu. Noch etwas war sehr angenehm: Ein deutsch sprechender Mitarbeiter (Mutter Österreicherin, 8 Jahre deutsch in der Schule) dolmetschte die ganze Zeit für uns. Er meinte, er würde "Tarzandeutsch" sprechen, aber er war viel, viel besser! Ergebnis der Untersuchung: Mein Motor und die Bremsen seien sehr gut, was die Lichtorgel in meinem Armarurenbrett bedeutete, konnte nicht geklärt werden, ich solle sie ignorieren und fahren.

Zwei Stunden dauerte das Ganze, dann warteten wir auf die Rechnung. Und warteten und warteten. Als nach drei Stunden Warten die Mitarbeiter begannen zum Mittagessen zu gehen, wurde Gila energisch und binnen 15 Minuten konnten wir fahren.

Was hatte der Werkstattbesuch ergeben? Geändert hatte sich nichts, aber wir waren beruhigt, dass der Wagen eigentlich in Ordnung war.

So fuhren wir von "Susi" geführt (Navi) durch den Freitagsmittagsverkehr und mit viel Geduld fanden wir unseren Stellplatz. Nach und nach trudelten die Anderen ein und der gemütliche Teil des Tages wurde eingeläutet. Allerdings begann er mit alkoholfreiem Bier, denn der Biergarten nebenan schenkte keinen Alkohol aus. Was soll´s, es wurde auch so gemütlich.


09. Januar: Santiago de Chile

Heute wurde die Stadt erkundet, und zwar, wie es sich gehörte, zu Fuß. Die Temperatur lag wieder bei über 30°, doch das hielt uns nicht ab.
Von unserem Stellplatz ging es durch die privilegierten Villenstraßen des Stadtteils Bellavista zur Metrostation. Ich finde, so eine Fahrt mit der Metro einer Stadt stimmt einen auf die Stadt ein, in jeder Stadt fühlt sich das Metrofahren anders an. Wir stiegen an der Station Universidad de Chile aus, die sehr schön bemalt ist. Da diese Station in allen Artikeln über Santiagos Metro abgebildet ist, scheint es die die attraktivste zu sein.
Wir kamen gerade rechtzeitig zur Moneda, dem klassizistischen Präsidentenpalast und einstiger Münzprägeanstalt Chiles, um die Wachablösung mitzuerleben. Der Stechschritt und der Befehlston sind schon sehr deutsch.

Am zentralen Platz (Plaza de Armas) mit der Kathedrale hatten wir Zeit, das Leben der Stadt in uns aufzunehmen. 6.000.000 Einwohner, das ca. 40% aller Chilenen, hat die Stadt. Von der Ausdehnung konnten wir uns ein Bild vom Cerro San Cristóbal machen.

Doch vorher stärkten wir uns in einem Gourmet-Restaurant am Zentralmarkt an einer exzellenten Fischplatte. Den Sierra und den Reineta kannten wir schon, sie schmecken uns immer noch fantastisch. Danach konnten wir den Fischgeruch in der Markthalle nicht mehr ertragen und gingen gegenüber auf den Zentralmarkt mit seinen Buden und Gängen. Man hatte uns vor Dieben gewarnt und geraten, Schmuck, Pässe und Portemonnaie zu Hause zulassen und die Fotoapparate festzuhalten. Das hatten wir auch getan, doch an meine Halskette habe ich nicht gedacht. Plötzlich Geschrei von hinten, Marktfrauen zeigten auf mich und ich dachte, sie meinen Fotoapparat, da wurde ich schon von hinten angesprungen und spürte eine Griff an meinem Hals. Als ich mich schnell umdrehte und nach hinten griff, sah ich gerade noch einen ca. 10 Jahre kleinen Burschen davonlaufen. Die Kette hatte er nicht. Sie war nur gerissen und ich konnte sie einstecken. Meine erste Berührung mit Taschendieben, ich werde in Zukunft wohl vorsichtiger sein. Günter wurde von einem Sicherheitsbeamten angesprochen und durfte erst weitergehen, als er seine Kette eingesteckt hatte.

Nun ging unser Rundgang weiter. Wir fuhren mit dem Standseilbahn auf den Cerro San Cristóbal, der sich rund 300 m über die Stadt erhebt. Der Gipfel ist ein beliebtes Ausflugsziel, und man hat einen herrlichen Blick über die verschiedenen Stadtteile von Santiago, wenn der Dunst es erlaubt. Auf dem Gipfel befindet eine 22 m hohe Statue der Jungfrau Maria. Da der Sessellift defekt war, gingen wir die 6 km zu unserem Standplatz zu Fuß. Die Straße den Berg hinab bot immer wieder neue Ausblicke auf die Stadt und vor lauter Schauen verpassten wir den Erdinger Weißbiergarten. Das wäre bei der Hitze eine willkommene Erfrischung gewesen.