Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 014


25.12. -
30.12.09

Das Ende der Reise?

 

 

 


25. Dezember: Zum Lago Yelcho

Gegenüber vom Café Rossbach befindet sich die Teppichweberei der Familie Hopperdietzel. 1935 kamen als Voraustrupp vier Siedlerfamilien aus den Sudeten per Schiff in diesen Fjord, eine Straße gab es noch nicht. Andere sollten nachkommen, was in den Kriegswirren nicht gelang. Walter Hopperdietzel, einer der vier Kolonisten, war Textilingenieur und gründete die Teppichweberei, deren Auftragsarbeiten in alle Himmelsrichtungen verkauft werden. Durch einen Todesfall war die Fabrik vor ein paar Jahren geschlossen worden, doch jetzt hat sie wieder zu arbeiten begonnen.

Wir hatten das Glück, die Fabrik besichtigen zu können und die Designerin zeigte uns den Fertigungsprozess. Die alten, handgefertigten Maschinen werden heute noch verwendet und man hat das Gefühl, in einem Museum zu sein. Schaut euch doch mal die Homepage der Weberei an: http://www.puyuhuapi.com.

Weiter geht es auf der Carretera Austral.
Plötzlich sehe ich aus dem Auspuff dicken blauen Qualm kommen. Sofort stelle ich den Motor ab. Die Nachkommenden meinen, es brennt. Was ist los? Keine Warnanzeige in den Instrumenten, kein Hinweis im Bordcomputer. Alle Werte sind normal. Guter Rat ist teuer. Ich versuche noch einmal zu starten. Der Motor kommt normal, er hört sich gut an, er zieht gut durch. Nach ein paar hundert Metern wieder das gleiche Qualmen. Stopp. Keiner weiß Rat, also Abschleppen, bevor mehr passiert. Wolfgang nahm mich am Gurt auf den Haken, da keine größeren Berge zu erwarten waren. 100 km ging es so ohne Hydraulik und ohne Servo, bergauf, bergab. Ich bekam Uwe Seeler Beinmuskeln und Klitschko Arme.

Unser vorgesehener Stellplatz war geschlossen, so stellten wir uns in verschiedene Parkbuchten am See. Vielen Dank Wolfgang für deine spontane Hilfe. Es könnte romantisch sein, wenn nicht mal wieder dicke Regenwolken die Sicht verstellten. Es wurde keine entspannte Nacht, was würde werden? Würden wir die Tour weiter fahren können?


26. Dezember: Nach El Bolsón, Argentinien

Pünktlich am ½ 8 Uhr war Christian mit seinem großen MAN und der Abschleppstange da, um uns nach El Bolsón zu schleppen. Vor uns lagen 300 km, davon 100 km Schotterpiste mit üblen Serpentinen, Steigungen und Gefällen. Ein Höllenritt an der Stange und ein übles Gefühl, wenn 1,5 Meter vor dir eine Schrankwand fährt und du keine Ahnung hast, was in der nächsten Sekunde geschieht.

Eine Unterbrechung bot uns der Grenzübergang nach Argentinien. Beim letzten Geschleppten hatte es viel Überredungskunst von Janette bedeutet, dass das einzuführende Fahrzeug nicht selbst fuhr. Hier ging alles ganz unproblematisch. Auch die argentinische Seite sollte eigentlich einfach sein, da hier Lebensmittel noch nie kontrolliert wur+den. Doch der Zöllner hatte wohl Langeweile und nutzte die Gelegenheit, sich unsere Wohnmobile näher anzuschauen. Dabei fiel ihm unser Gemüse in die Hände, die Kräuter konnte ich retten. Bei unserem gebeutelten Rainer war mal wieder der Sonntagsbraten fällig, doch er bettelte und drohte so lange, bis ihm der Zöllner genervt das Fleisch ließ.

Auf der argentinischen Seite sahen wir seit Tagen zum ersten Mal wieder blauen Himmel, selbst die Füße in den noch feuchten Schuhen wurden wieder warm. Welch eine Wohltat! Das ewige Grau blieb in Chile zurück. Noch 200 Kilometer lagen vor uns. Wenn ich dachte, auf Asphalt sei alles leichter, hatte ich mich getäuscht. Wieder blind hinter der Schrankwand, dieses Mal mit 70 km/h, keine Sekunde unkonzentriert. War ich froh, als wir den Campingplatz in El Bolsón erreichten! Wir wurden von der versammelten Truppe begrüßt. Der schwarze Peter hatte die ganze Nacht gegrübelt, was da gequalmt haben könnte und war zu dem Schluß gekommen, dass es sich nur um den Dieselpartikelfilter handeln könnte, denn der Motor hörte sich normal an und zeigte normale Leistungen. Unterstützt wurde er von Wolfgang, aus dessen Auspuff es heute ebenfalls gequalmt hatte, nur zeigte dessen Bordcomputer die Meldung "Partikelfilter in Regeneration", worauf er kräftig Gas gab und das Qualmen hörte schnell auf. Telefongespräche Anderer mit Deutschland ergaben gleiche Meldungen. Mal sehen, was Mercedes-Deutschland dazu sagt.
Dir, Christian, vielen Dank, dass du so spontan geholfen hast!

Also fühlte ich mich ermutigt, den Wagen noch einmal zu starten. Kein Qualmen. Langsam fuhr ich vor dem Campingplatz auf und ab und brachte den Motor auf Betriebstemperatur. Kein Qualmen. Nun wurde ich mutiger und erhöhte die Drehzahl, kein Qualmen. Noch höhere Drehzahlen, 3.000 upm, kein Qualmen! Es muss wohl der Katalysator gewesen sein. Ich werde übermorgen wieder selbst fahren. Eine angespannte Erleichterung erfasste mich. Würde es gehen?

Erst einmal wurde Gertis Geburtstag nachgefeiert. Alles Liebe!

Das Besondere an diesem Campingplatz ist, dass er zu einer Cervezeria, einer Brauerei gehört, die nicht nur einfach Bier braut, sondern etliche Spezialitäten, darunter Weißbier, dunkle Bier und eben auch Rauchbier. Sucht man im Internet nach "Rauchbier", erfährt man dass es eine Bierspezialität ist, die in Bamberg zu den kulinarischen Besonderheiten der Stadt zählt. Der charakteristische rauchige Geschmack erinnert an geräuchertes Fleisch. Der Geschmack entsteht durch das Räuchern des Malzes. Auch in Argentinien wird in einer kleinen Brauerei Rauchbier nach Bamberger Brauart hergestellt. Es handelt sich um die Brauerei El Bolsón aus der Stadt El Bolsón in der Provinz Río Negro. Mit eben diesem Bier feierten wir meine Erleichterung über das "geheilte" Auto. Es wurden viele Krüge und ein langer Abend!


27. Dezember: El Bolsón

Die vergangenen Waschbrettpisten hatten so manche Schäden hinterlassen: Uwe musste neue Gummipuffer in die Querlenker einbauen, Helmut befestigte seinen flügellahmen Außenspiegel, Günter hatte zum Glück noch rechtzeitig bemerkt, dass der Boden seines Batteriefaches ausgebrochen war (was wäre gewesen, wenn er nicht so einen Putzfimmel gehabt hätte?) und ich musste mein Abwasserrohr neu befestigen, das ich verloren hatte und das Wolfgang gefunden hat (sieht aus wie von einem Wohnmobil, wir sind die einzigen Wohnmobile hier, mitnehmen. Danke Wolfgang!) Doch es blieb nicht meine einzige Reparatur. Der Höllenritt über die Waschbrettpiste durch die dicksten Schlaglöcher hatte auch den Verschluss des Kühlschrankes ausgerissen, aber ich konnte ihn reparieren. Weiter scheint bei mir nichts kaputt gegangen zu sein. Französische Wertarbeit?

Den Rest des Tages relaxten wir, Balsam für die Seele. Am Abend stießen wir auf das Wohl Mariannes an, es war ihr Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!


28. Dezember: Nach Bariloche


Es war wohl zu viel der Sonne, noch am Abend fing es wieder an zu regnen, aber das tat meiner Freude keinen Abbruch. Ich sollte wieder fahren, freie Sicht nach vorne haben. Was waren die 135 km nach Bariloche für ein Genuss! Wenn ich auch ängstlich den Rückspiegel beobachtete, es war herrlich. Wie neu!

Bariloche ist eine Stadt von über 100.000 Einwohnern und ein bedeutendes Touristenzentrum mit ca. 1.000.000 Touristen jährlich auf Grund seiner Lage am See Nahuel Huapi und in der Nähe des Cerro Catedral, einem vielbesuchten Wintersportzentrum.

Hier wollen wir ein paar Tage verweilen, nichts tun, aktiv sein und Silvester feiern.

Relaxen konnten wir am 29. Dezember, Dienstag, ausführlich. Lange schlafen, spazieren gehen, ein wenig aufräumen und lesen. So ging der Tag schnell vorbei.

Mittwoch morgen fuhren wir mit dem öffentlichen Bus zur Talstation der Seilbahn, die uns auf den Cerro Campanario bringen sollte. Das Wetter spielte mit und bei herrlich blauem Himmel hatten wir einen Superrundblick über den See und den Nationalpark Nahuel Huapi. Der Nachmittag fand uns im Café unseres Campingplatzes am See.