Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 011


11.12. bis
16.12.09

In den Nationalpark Los Glaciares, Argentinien

 

 

 


11. Dezember: Nach El Calafate, Argentinien

Leider war unser frühes Aufstehen vergeblich, die Sonne konnte die Wolken vom Gipfel nicht vertreiben, erst den Fuß des Massivs konnte sie vergolden. So schliefen noch ein wenig ehe wir uns auf die Piste wagten.

Unser heutiges Ziel heißt El Calafate und ist der Ausgangspunkt zu unserem nächsten Highlight.
Dazu mussten wir 350 km überwinden, von denen 60km Piste waren, damit wir nicht aus der Übung kommen.
Eine nette Unterbrechung war der chilenische Grenzposten. In dem Wohnzimmer der Grenzer stand neben einer Tischtennisplatte und einem Fernseher auch ein kleiner Schreibtisch vor einer Durchreiche von aus der Zollverkehr abgewickelt wurde. Vor einem anderen kleinen Schalter wurde der Passverkehr abgewickelt, hier stand ein Weihnachtsbaum aus Lametta. Hektik kam nicht auf, auch wenn sich von zwei Bussen 100 Personen vor den Schaltern drängelten.

Die Fahrt sollte durch "übliche gleichförmige Pampa" gehen, die aber alles andere als gleichförmig war. Große Schafherden am Anfang der Strecke wurden verdrängt von immer kargerem Boden, auf dem schließlich nichts mehr gedieh. Nandus mogelten sich zwischen die Herden und wenn sie ihre Köpfe senkten, waren sie von Buschwerk nicht mehr zu unterscheiden. Die sanften Wellen der Landschaft schmückten sich mit allen Brauntönen, deren Kontrast gut mit dem Blassweiß der Bergketten am Horizont, die von einem blassblauen Himmel eingefasst waren, harmonierte. Langweilig? Keine Sekunde!

Irgendwo vor El Calafate hatten wir seit Tagen wieder einmal ein Netz und die Handys zeigten piepend all die versäumten Anrufe an. Wie schön, dass man vermisst wurde.
El Calafate ist eine Stadt von ca. 9.000 Einwohnern, die vom Tourismus lebt, denn sie ist das Tor zum Nationalpark Los Glaciares ("die Gletscher"), hauptsächlich zum Perito-Moreno-Gletscher, zu dem wir morgen wollen.

Dieses Touristenstädtchen bietet Alles, was ein Touristenherz begehrt, Laden an Laden, Restaurant an Café - und am Wichtigsten: Fast jedes dieser Lokalitäten bietet ein Wifi an, dass ich sofort nutzen musste. Die Homepage wurde auf Stand gebracht und das Fotoalbum aktualisiert, was immer ein wenig Geduld erfordert. Wer weiß, wann ich wieder Internetzugang bekomme!

Gute Nacht für heute, morgen wird es wieder einmal aufregend!


12. Dezember: In den Nationalpark Los Glaciares

Die 80 km von El Calafate in den Nationalpark Los Glaciares waren auf der Betonstraße schnell überbrückt, so dass wir früh auf dem Parkplatz waren.

Der Perito-Moreno-Gletscher ist Teil des Campo de Hielo Sur, einem riesigen kontinentalen Gletschergebiet in den Anden.
Der etwa 60 km lange Gletscher mündet in den Lago Argentino. Pro Tag schiebt sich die Eismasse ungefähr einen Meter vorwärts. Dabei trifft ein Teil des Gletschers auf einen Gegenhang und blockiert so etwa alle vier bis zehn Jahre einen Nebenarm des Lago Argentino, den Brazo Rico. Dadurch steigt der Seespiegel im südlichen Teil dieses Arms an. Der Zusammenbruch dieser Barriere ist eines der eindrücklichsten Naturschauspiele. Die letzte "Vorstellung" des Gletschers war im März 2006.

Regelmäßig brechen Teile der 60 Meter hohen und ca. 5 km breiten Gletscherzunge in den Lago Argentino ab, was zu pittoresken Eisbergen und meterhohen Flutwellen im See führt. Man muss schon Geduld mitbringen, um das Kalben auf die Mattscheibe bannen zu können, denn wenn man den Knall hört, mit dem das Gletscherstück in den See fällt, ist es schon zu spät für den Fotoapparat. Hier heißt es: Zur richtigen Sekunde in die richtige Richtung zu schauen und den Fotoapparat auch richtig eingestellt zu haben. Stunden habe ich gewartet, einmal hatte ich Glück und natürlich hieß es, dass, nachdem ich weg war, die großen Brocken reihenweise gefallen sind.

Dieser Gletscher ist einer der wenigen, an die man so problemlos herankommt und der auch noch wächst!

Aber nicht nur der Gletscher hat Einiges zu bieten, auch der umgebende Nationalpark bietet so manche seltenen Pflanzen. Einige Orchideen haben wir gefunden und der chilenische Feuerbusch mit seinen leuchtend roten Blüten füllt Hänge. Hier lohnt es sich auch zu wandern.

Am Abend fuhren wir nach Punta Bandera, von wo aus am nächsten Morgen unsere Schiffsfahrt zu den Gletschern starten sollte. Wir waren gespannt, wie die Gletscher aus der Nähe aussehen!


13. Dezember: Bootsfahrt auf dem Lago Argentino

Bei "Bootsfahrt" stelle ich mir ein Boot für ca. 30 Personen vor. Der Reiseführer warnte aber schon, dass die Boote 320 Passagiere fassen würden und dementsprechend graute mir schon, denn ich hatte im Hafen die Katamarane gesehen und die hatten nicht viel Freideck. Doch es erwies sich Alles als halb so schlimm und wir konnten den Tag auf dem Wasser genießen. Eigentlich sollte die Fahrt zum Upsala Gletscher gehen, Patagoniens größtem Gletscher. Doch seit 1 ½ Jahren ist die Zufahrt durch eine dichte Sperre aus Eisbergen blockiert, was zur Folge hat, dass ein Restaurant im Fjord, das wir auch besuchen wollten, unerreichbar geworden ist und geschlossen werden musste. Wir konnten nur bis an diese Sperre heranfahren und die großen Eisberge bestaunen, die die Zufahrt blockierten.

Da das Schiff den ganzen Tag unterwegs sein sollte, kamen wir in den Genuss, den Perito Moreno Gletscher vom Wasser aus zu sehen. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Abstecher zum Spegazzini Gletscher, der nicht minder beeindruckend ist. Neben skurrilen Eisbergformen, die in allen Weiß- und Blautönen leuchteten, sahen wir auch Eisberge, die gerade erst gekentert waren. Der Oberfläche war wie poliert und schimmerte von blau über türkis bis grün.

Schließlich kamen wir zum Perito Moreno Gletscher. Es war schon beeindruckend, vor der bis zu 60 m hohen Eiswand zu stehen. Leider sahen wir kein Kalben, doch das tat dem Staunen keinen Abbruch.

Am Spätnachmittag waren wir wieder am Wohnmobil und konnten nach El Calafate zurückfahren. In diesem Touristenstädtchen konnte ich noch Weihnachtseinkäufe erledigen. Hier wird man inzwischen auch überall an Weihnachten erinnert, die Dekorationen sind in jedem Laden und auf der Straße zu sehen.


14.-16. Dezember: Zum Cerro Fitz Roy. El Chaltén

Auf zum Nordteil des Nationalparks Los Glaciares. Dort wartete der Cerro Fitz Roy auf uns.

Unterwegs, auf der Ruta 40, kehrten wir im Hotel de Campo la Leona ein, einer historischen Gaststätte aus dem Jahr 1894, die durch den Aufenthalt von Butch Cassidy, Sundance Kid und Ethel Place, die nach Ihrem Bankraub der Bank of London und Trapacá in Rio Gallegos hier 1905 Station machten, Berühmtheit erlangte. In dieser "verruchten" Umgebung schmeckten uns Nusskuchen und Kaffee besonders gut.

Nach dem Abbiegen von der Ruta 40 sollte laut Roadbook und Reiseführer eine Schotterpiste zum Ausgangsort des Nationalparks El Chaltén führen. Wenn auch der Anfang mittlerweile asphaltiert sein sollte, das Waschbrett würde uns nicht erspart bleiben. Wir wurden überrascht, die Strasse ist bis in den Ort hinein fertig.

Die Gründung wurde erst vor 1985 durch die argentinische Regierung maßgeblich wegen Grenzstreitigkeiten vorangetrieben. Dadurch sollte der Anspruch auf das Territorium untermauert werden. Dies sorgt anhaltend für Polemik, da Chile und Argentinien vertraglich festsetzten, die Zugehörigkeit dieser Region erst in näherer Zukunft zu definieren.

El Chaltén bietet den direktesten Zugang zu den Bergmassiven des Cerro Torre und des Cerro Fitz Roy. Letzterer heißt in der Sprache der Ureinwohner, der Tehuelche-Indianer, El Chaltén. Das bedeutet in ihrer Sprache "Vulkan" (er ist aber kein Vulkan). Mit seinen 3.406 m ist er der höchste Berg des Nationalparks und eine Herausforderung aller Bergsteiger. Auch Reinhold Messner soll mal an ihm gescheitert sein.

Hier in dem Ort kann man gut studieren, wie behördliche Bauinitiativen und fehlende Stadtplanung mit privater Bautätigkeit kollidieren. Da gibt es eine asphaltierte Hauptstrasse - El Libertador - mit Mittelgrünstreifen, einer Großstadt würdig, neben dem Bürgersteig beginnt die Pampa oder Trümmergrundstücke. Ab und zu dann wunderschöne und phantasievolle Lädchen und Restaurants. Keine Stromleitung erreicht den Ort, er macht sich aus Gas den Strom für selbst. Handys funktionieren hier auch nicht. Telefonicaläden, mit Telefonkabinen und meist auch Internet halten die Verbindung mit der Außenwelt. Backpacker bestimmen das Ortsbild. Ohne den ewigen Wind wäre es idyllisch.