Am 22. Oktober erhielten wir die Nachricht, dass das Schiff sich
um zwei Tage verspäten wird und am 4. November Buenos Aires anlaufen wird.
Das beunruhigte uns nicht, hatten wir so mehr Zeit, die Stadt anzuschauen.
Fünf Tage später, am 27. Oktober erreichte uns die E-Mail, dass
die Repubblica Argentina nach dem Verlassen von Dakar einen Maschinenschaden
erlitten hatte und nach Dakar zurückge-schleppt werden musste. Dort musste
die gesamte Fracht, also auch unsere Wohnmobile, auf ein anderes Schiff
umgeladen werden.
Voraussichtliche neue Ankunftszeit: der 15. November.
Diese Nachricht trug nun nicht zu unserer Beruhigung bei. Wieder eine
neue Unsicherheit beim Umladen.
Nun mussten wir uns auf zwei Wochen in Buenos Aires einstellen, das hieß
Koffer packen die verbliebenen Klamotten für heiße und schwüle Tage heraussuchen,
die nicht im Wohnmobil gelandet waren. Denn der Wetterbericht hatte sich
in den letzten 14 Tagen total geändert: Waren es am 13. Oktober, als wir
zu Hause den ersten Bodenfrost hatten, gerade mal 10°C, so erwarteten
uns jetzt bis zu 30° bei 98% Luftfeuchtigkeit.
Die letzten Tage vergingen wie im Flug und pünktlich um 06:05 Uhr am 30.
Oktober saßen wir im Flieger. Die Tortur in den folgenden 14 Stunden von
Frankfurt nach Buenos Aires brauche ich nicht zu beschreiben. Jeder, der
schon mal nach Mallorca geflogen ist, kennt das sardinenbüchsenähnliche
Gefühl bei schlechter Luft. Doch irgendwann ging auch dieser Flug zu Ende
und die schwül-feuchte Luft von Buenos Aires hüllte uns ein.
Im unklimatisierten Zimmer unseres Hotels konnten wir nach einem Absacker
nur noch müde ins Bett sinken.
1. - 4. November, Buenos Aires
Kennenlernen der Gruppe bei ersten Spaziergängen durch die Stadt steht
auf dem Programm.
Dabei erfuhren wir, dass es einen, dessen Auto auf der Repubblica del
Brasile auf dem nach Buenos Aires war, erwischt
hatte: Sein Wohnmobil war aufgebrochen und ausgeraubt worden. Was alles
fehlt, ist noch nicht bis zum letzten Teil klar, aber das meiste ist weg!
Nun warten wir noch unruhiger auf unsere Fahrzeuge!
Aber nicht verrückt machen. Erst einmal genießen wir Buenos Aires. Dazu
mussten wir uns zuerst einen Schirm kaufen, denn es gewitterte heftig.
Donner und Blitz mit wolkenbruchartigen Schauern bildeten die Kulisse
für unseren Gang. Uwe und Jeanette hatten ein Programm ausgearbeitet,
das uns zu den sehenswerten Plätzen der Stadt führte, dabei kamen die
kulinarischen Genüsse nicht zu kurz.
Hier will ich in ungeordneter Reihenfolge die Highlights anreißen:
La Boca (span. "Mündung") ist das bekannteste der 47 Stadtviertel
von Buenos Aires. Es liegt an der Einmündung des Riachuelo-Flusses in
den Rio de la Plata.
Bekannt ist La Boca wegen seiner originellen Häuser. Sie wurden aus Blech
von abgewrackten Schiffen gebaut und mit Schiffslackresten bunt bemalt.
Es ist immer noch immer noch das Armenviertel der Stadt, wird aber touristisch
vermarktet. Viele Künstler preisen ihre Werke auf den Gehsteigen an.
La Boca ist auch für das Fußballstadion La Bombonera (span.: "Pralinenschachtel")
des Fußballclubs Boca Juniors bekannt. Seine Farben (gelb und blau) verdankt
es einem schwedischen Schiff, welches im Moment der Gründung vorbeifuhr.
Da der größte Rivale der La Boca Fußballer rot-weiße Farben trägt, gab
es in den Lokalen, in denen Coca Cola seine rot-weiße Werbung zeigte,
regelmäßig Scherereien, so dass Coca Cola seine Werbung in La Boca Lokalen
auf schwarz-weiß umstellte!
Die U-Bahn Buenos Aires (genannt Subte, als Kurzform von Subterráneo
= Unterirdische) wurde 1913 eingeweiht. Damit war es das erste derartige
Bahnnetz Lateinamerikas und der gesamten Südhalbkugel. Es verkehren im
normalen Linienverkehr noch Züge, die aus dieser Zeit zu stammen scheinen.
Casa Rosada (Sitz des Staatspräsidenten) an der Plaza de Mayo,
an dem auch die Kathedrale liegt, der man den Sakralbau nicht ansieht,
da sie keinen Turm hat.
Der Friedhof von Recoleta, wo unter anderem Evita Perón begraben
liegt ist ein Prominentenfriedhof, da der Boden hier teurer ist als der
teuerste Baugrund.
Neben dem Friedhof von Ricoleta liegt die Kirche Nuestra Sra. Del Pilar,
vor der sonntags ein Künstlermarkt stattfindet.
Zum Mittagessen fanden wir uns im prächtigsten Hotel der Stadt, dem Alvear
Palace ein, wo uns im Wintergarten der Regen den Takt zum Essen trommelte.
Auf der Calle Defensa und dem Plaza Dorrego schauten wir uns das bunte
Treiben des Antiquitätenmarktes an und erfreuten uns an Tangotänzern.
Wir hatten den Regen wohl geduldig genug ertragen, denn am Dienstag schien
wieder die Sonne und es war gleich wieder 30° heiß. Wir nutzten
das schöne Wetter und gingen im Hafen spazieren. Die Restaurantfront sieht
der Speicherstadt in Hamburg ähnlich.
Ein weiteres Highlight der kulinarischen Tempel ist das traditionelle
Kaffeehaus Las Violetas, dessen Kuchen- und Pralinenbuffet einem
Schlaraffenland gleicht.
4. November, neueste Nachrichten der
Reederei Grimaldi: Das Schiff kommt wohl erst am 17. November!
5. November, Tigre-Delta
Nur ca. 30 km vom Zentrum von Buenos Aires entfernt, liegt die Stadt Tigre,
mitten im Delta des Rio Paraná, der sich hier mit vielen kleinen
und größeren Flüssen vereinigt. Die dschungelartige Landschaft mit subtropischer
Vegetation und Mangrovenwäldern des Deltas erstreckt sich über rund 20.000
km2 Fläche. In einem Teil rund um Tigre gibt es zahlreiche Wo-chenendhäuser,
zum größten Teil Domizile der Haute-Volée. Die Fortbewegung findet in
dieser Gegend vor allem mit Booten statt. Es gibt schwimmende Taxen, Segelboote,
Motorboote, Katamarane, Lastenboote, etc.
Wie in einem Naherholungsgebiet für Großstädter gibt es im Tigre Delta
zahlreiche Freizeitangebote wie Segeln, Angeln oder Wasserski, Restaurants,
einen Markt und sogar einen kleinen Freizeitpark.
In Puerto Tigre gibt es einen bunten Markt, den Mercado de Frutas,
auf dem man schöne Kunsthandwerksarbeiten, Blumen und natürlich auch frisches
Obst kaufen kann. Früher legten an dieser Stelle die Boote an, die das
in der Gegend angebaute Obst lieferten. Der Name des Deltas Tigre stammt
übrigens von einer Jaguarart, dem tigre americano, der hier früher
anzutreffen war.
Nach einem Rundgang auf dem Mercado de Frutas ließen wir uns auf einem Katamaran durch die Flüsschen fahren. Bei der Hitze eine angenehme Beschäftigung.
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