Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 050



27.06. -
05.07.10

USA: Go East!
Durch Iowa, Illinois und Indiana.
An den Eriesee, Ohio



27. Juni: Nach Onava, Iowa

Wenn ich mir die letzten Tage durchlese, gefallen sie nicht sonderlich, ich wollte eigentlich etwas anderes schreiben, doch ich weiß nicht wie.
Inzwischen haben wir South Dakota verlassen und sind in Iowa angekommen.

Die Topographie ist durch hügelige Ebenen gekennzeichnet. Die Haupterzeugnisse sind Schweine, Mais, Sojabohnen, Kartoffel, Kühe und Milchprodukte.
Im Vergleich zu South Dakota ist es ¾ so groß, hat aber 3,6 mal so viele Einwohner. Zusammen sind diese Bundesstaaten etwa so groß wie Deutschland.
Unsere Tagesetmale liegen so bei 300 Kilometern, nicht weil wir so gerne fahren, sondern weil es keine Möglichkeit gibt, eine Pause zu machen. Auf den Interstates gibt es ca. alle 100 km einen Rastplatz, aber Autobahn wollen wir ja nicht fahren.

Am einfachsten beschreibe ich diese Landschaften, durch die wir gefahren sind und die in den nächsten Wochen noch folgen, so: Stellt euch die wunderschöne Wildeshauser Geest mit ihren sanften Hügeln, Bäumen, Knicken und Wäldchen vor. Etwas größer, aber ähnlich ist die Mark Brandenburg. Vergrößert das auf ganz Deutschland und ihr habt die Landschaft, durch die wir gerade fahren.


28. Juni: Nach Marshalltown, Iowa

250 km stur geradeaus nach Osten. Schaut euch die Karte an: Spannend, nicht? Links endlose Maisfelder, rechts Sojabohnen. Ach Halt, da sind ja mal die Sojabohnen links und der Mais rechts! Es muss hier sehr viel geregnet haben, denn viele Felder stehen unter Wasser und die Flüsse sind voll bis an den Rand oder sogar über die Ufer getreten.

Einzige Abwechslung: mein Auto. Die Symptome sind mir schon ins Unterbewusstsein übergegangen: erst Abgasgeruch im Auto, dann dunkler Qualm. Die Alarmglocken läuten, ich traue mich kaum anzuhalten, aber Tanken muss ja sein. Vor dem Starten Finger kreuzen und es hilft, keine gelbe Lampe blinkt, kein Leistungsabfall. Der Kelch ist noch einmal vorüber gegangen. Ich bin ganz schön dünnhäutig geworden!

Vor Marshalltown ein Schild: RV-Platz. Er steht nicht in der Karte, aber wir sind dankbar. Endlich Feierabend. Für Gil ein Glücksgriff: der Platz hat einen Badesee!




18.10 29. Juni: Nach Tipton, Iowa

Gil musste natürlich noch schwimmen, ehe wir losfahren konnten. Es änderte sich nichts, nur Mais und Sojabohnen. Jeder Fluss war über die Ufer getreten und hatte Felder unter Wasser gesetzt. 2.000 hatte es zuletzt so viel Regen gegeben

Am Cedar River trafen wir Mike (88) und Dorothy (77), mit denen wir uns lange unterhielten. Sie fanden es unglaublich, was wir schon alles gesehen hatten, sie seien immerhin schon mal bis Kalifornien gekommen. Als sie uns verließen, (er fuhr noch Auto!) beteten sie für uns, dass wir gesund noch viele Länder sehen und Menschen kennenlernen könnten und segneten uns.

Wir fuhren noch ein wenig kreuz und quer durch die Landschaft, da es eingezeichnete Campingplätze nicht gab oder empfohlene nicht zu finden waren. Schließlich fanden wir einen im Atlas angegebenen durch Zufall, was uns das System des Atlasses auch nicht klarer machte.





30. Juni: Nach Putnam, Illinois

Der Pool hatte aus unerfindlichen Gründen bis Mittag geschlossen, sodass wir früh loskamen. Nach 100 km hatten wir in Clinton die Staatsgrenze von Iowa erreicht, die hier durch den Mississippi gebildet wird. Gil hatte sich in den Kopf gesetzt, an seinem Ufer eine Pause einzulegen, was auf der Stadtseite durch Industrie und auf der anderen, der Illinoisseite, durch fehlende Straßen verhindert wurde. So verlegten wir die Pause auf den Parkplatz von Walmart.

Bis jetzt sind wir quer durch Iowa dem Highway 20 gefolgt, der uns aber nun direkt nach Chikago führen würde und das wollen wir auf keinen Fall. Also sind wir nach Süden ausgewichen, um nach 50 Meilen wieder in unsere Ostrichtung einzuschwenken.

Wir dachten, dass sich die Landschaft verändert hätte, sie war jetzt wie eine große Holsteinische Schweiz: leicht hügelig, nicht mehr so rechteckig, Knicks mit großen Bäumen begrenzten die Felder. Doch das dauerte nicht lange, dann hatten wir wieder Riesenfelder mit Mais und Soja. Hier mal zwei Bilder, der Mais sieht anders aus bei uns und ist viel enger gepflanzt. Nach der Ernte wird nicht gepflügt, die Sojabohnen kommen so zwischen die Maisstoppeln.


01. Juli: Nach Roselawn, Indiana

Natürlich änderte sich die Landschaft auch heute nicht. Wie sollte sie auch, denn ein Großteil der der amerikanischen Sojaproduktion von 82.820.050 t - das entspricht 37% der Weltproduktion - und der amerikanischen Maisproduktion von 282.260 t - das entspricht 40% der Weltproduktion - wachsen in diesen Ländern, die wir jetzt durchqueren. Das fand ich im Internet.

Schon am Mittag und unbemerkt, kein Schild wies uns darauf hin, kamen wir nach Indiana. Da wir uns genau in der Mitte des sogenannten "Corn Belts", das Korngürtels, befinden, änderte sich auch im Landschaftsbild nichts und würde es auch im nächsten Bundesstaat Ohio nicht. Und da es wie immer an den ländlichen Highways, sie entsprechen unseren Landstraßen, keine Parkmöglichkeiten gab, hatten wir unser Tagesetmal von 200 km schon am Mittag erreicht. Wir fanden einen "kleinen" Campingplatz mit 270 Stellplätzen, der auch einen schönen Badesee hat, der uns an zu Hause erinnert.


02. Juli: Zum Bass Lake, Indiana

Des Amerikaners liebste Freizeitbeschäftigung scheint das Rasenmähen zu sein. Um die Häuser herum gibt es keine Blumenrabatten, Hecken auch nicht, nur vereinzelte Büsche - aber Rasen und der wird durch den Graben bis an die Straße gemäht und befindet sich das Haus zwischen Feldern, wird an den Feldrändern noch ein paar Kilometer weiter gemäht.

Der Amerikaner geht auch nicht zu Fuß, dass zieht sich bis auf die Campingplätze, in denen der Elektro-Caddie Einzug gehalten hat. Man fährt damit zum Duschen oder Restaurant, oder was sonst so auf Campingplätzen angeboten wird. Neugierige Besichtungsrundfahrten sind an der Tagesordnung.

Der Independence Day fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, Grund genug, diesen Tag schon ab Freitagabend zu feiern. Aus diesem Grund sind alle Campingplätze schon seit langem ausgebucht und wir haben es schwer, einen Platz zu finden. Aber wir müssen noch ein wenig nach Osten, also geben wir unseren schönen Platz auf. Nach 60 km fragen wir auf dem ersten Campingplatz, der natürlich ausgebucht ist. Aber man bietet uns einen Platz auf dem Parkplatz des Zeltbereiches an und wir schlagen zu. Besser wird es nicht. Vor uns haben wir einen schattigen Rasenplatz, auf dem wir gut sitzen können mit Blick auf den Bass Lake.


3. Juli: Am Bass Lake, Indiana

Den Tag verbrachten wir lesend. Das erste Mal auf dieser Reise haben ich ein ganzes Buch hintereinander lesen können. Schön!

Am Abend begann eine Knallerei wie bei uns an Silvester, aber auch nicht mehr, als in Brettorf. Nach vereinzelten Böllern am Nachmittag kamen in der Dämmerung Raketen und Sterne hinzu, doch vor 22 Uhr war so ziemlich alles vorbei, vereinzelt mag es wohl noch geknallte haben, doch das hörten wir nicht mehr. Wir schliefen tief und fest.


4. Juli: Independence Day. In den Mary Jane Thurston State Park bei Toledo, Ohio

Es reichte uns, länger hielten wir es auf einem Platz nicht aus. Wir werden schon einen Platz finden, trotz Feiertag.

Überhaupt verlief dieser Feiertag hier wie alle Sonntage. Na fast, die Supermärkte hatten nur von 12 bis 17 Uhr auf. Wie schön, da konnte ich mir bei einem Walmart-Optiker mal wieder meine Brille befestigen lassen. Auf was man alles vor einer Reise achten muss! Da habe ich mir eine neue Brille verpassen lassen, dazu noch Reserveschrauben mitgeben lassen, um unterwegs dann feststellen zu müssen, dass die Brille keine Schrauben hat, sondern nur durch Plastikklips gehalten wird. Die können die Optiker nur wieder zusammendrücken, das hält aber keine drei Stunden. Wieder was gelernt!

Gil will unbedingt an einen der großen Seen, also sind wir auf dem Weg zum Eriesee. Kurz vor der Grenze zu Ohio wurden wir von einem Sheriff-Fahrzeug gestoppt und unsere Papiere lange geprüft. Auf unsere Frage, durch was wir aufgefallen wären, erhielten wir die Antwort: durch das Nummernschild. Er hatte noch ein deutsches Schild gesehen.

Kurz vor Toledo, das am Eriesee liegt, machten wir Halt auf einem Campground des Mary Thurston State Parks, auf dem kaum Fahrzeuge waren. Also waren unsere Befürchtungen wegen voller Plätze grundlos. Aber das Lesen war schön.

Die Hitze des Tages hielt sich auch nach Sonnenuntergang, es herrschen 34° im Auto, da braucht sich Gil Mexiko nicht zurückzuwünschen!


5. Juli: Nach Sandusky am Eriesee, Ohio

Eine Nacht wie in Mexiko! Heute Morgen waren es noch 26° im Auto, kein Wunder, dass wir da Mühe beim Einschlafen hatten. So war es schön, dass wir alleine auf dem Campground waren und unsere Außendusche ausgiebig genießen konnten.

Unterwegs mussten wir die Uhr ein letztes Mal 1 Stunde vorstellen, wir befinden uns jetzt in der Eastern Time Zone.

Ein Walmart am Weg kam uns recht, ich braucht Bier, dass am Sonntag nicht verkauft werden darf und ich musste mal wieder zum Optiker, meine Brille war schon wieder mal lose. Dieses Mal wurden neue Plastikklips montiert, die alten seien ausgeleiert. Ich fand es bemerkenswert, dass die Teile vorrätig waren. Mal sehen, wie lange die halten.

Schon weit vor dem Eriesee hatte man das Gefühl, ans Meer zu fahren. Shipping und Docking Betriebe, Ausrüster, Bootswerften häuften sich. Der See sah dann wirklich aus wie ein Meer. Frachter, Motoryachten und Segelboote beherrschten das Bild, am Horizont kein Land. An den weinigen Stellen, an denen wir ans Ufer konnten, gab es keine Gelegenheit zum Baden. Schließlich fanden wir eine Recreation Area mit Sandstrand und einem riesigen Parkplatz, der leer war. Es sind Schulferien, das Wetter ist herrlich, das Wasser ist warm - wo sind die Amerikaner? Gil badete ausführlich, dann suchten wir einen Campingplatz am Wasser, den wir nicht fanden. Es gab ein paar Plätze an Marinas, doch die waren rappelvoll. Schließlich verzichteten wir auf den Eriesee und fuhren sauf den KOA-Platz in Sandusky, ich brauchte mal wieder Internet. Einen Pool gab es auch.