Reise 2009-2010: Die Panamerikana - auf der Traumstraße der Welt
Bericht 043



25.05. -
27.05.10

Nach Norden in den Flaming Gorge NP
und weiter zum Bear Lake

 

 


25. Mai: Durch die Einsamkeit der Berge nach Duchesne

Wir sind auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark, aber nicht auf dem direkten Weg. Um die Interstate-Autobahnen und Salt Lake City zu umgehen, fahren wir die Highways 12,10 und 191 nach Norden. Kein Reiseführer und kein Prospekt der Touristeninformationen bereitete uns auf die Landschaften vor, durch die wir nun fuhren.

Sollen in Utah 10-20 Einwohner pro km² wohnen, auf unserem Weg waren es weniger als drei. Wir bewegten uns immer auf Höhen zwischen 1.800 und 3.000 m, etwas, das in amerikanischen Autokarten nicht zu interessieren scheint. Auf 1.800 m Höhe fuhren wir durch Espenwälder, die noch auf den Frühling warteten. Sie wurden auf 2.400 m von Kiefernwäldern abgelöst, ab 2.700 m fanden wir nur noch Krüppelbüsche oder nackten Fels vor. Überhaupt, die aufregendsten Felsformationen lagen an der Straße. Von vielen Scenic Lookouts (Aussichtspunkte) konnten wir weit ins Land schauen. Nur in wenigen Tälern gibt es Landwirtschaft und Orte wir Castle Dam, Fremont oder Price, auf die schon 100 km vorher angekündigt wurden, erwiesen sich als kleine Dörfer, bei denen man sich unwillkürlich fragt, wovon die Leute leben.

Diese Dörfer sind mit unseren nicht zu vergleichen. Beherrschend ist eine breite, meist vierspurige, Mainstreet. Häuser sind in der Mehrzahl einstöckige Bungalows aus Holz, die möglichst weit weg von der Straße nach hinten auf dem Grundstück gebaut sind. Zur Straße hin ist dann Rasen angelegt. Das ist alles. Kein "my home, my castle", alles ist so unpersönlich wie möglich, es sei denn, das Grundstück wird als Lagerplatz für alles erdenkliche verwendet, wie es normalerweise geschieht, dann sieht das sehr "persönlich" aus.
Bilder sagen mehr als tausend Worte, schaut´s euch an: (Zu den Bildern)


Zum ArtikelBei einem Einkauf viel uns die heutige Salt Lake City Tribune in die Hand. Die Schlagzeile auf der ersten Seite:

Das bezieht sich auf die Schneenacht am Montag.
Zum Artikel auf das Bild klicken.



Auf einem Parkplatz auf 2.200 m Höhe bezogen wir unser Nachtquartier. Die State Trooper besuchten uns und fragten uns ob alles in Ordnung sei und wünschten uns dann eine gute Nacht.




26. Mai: In den Flaming Gorge Nationalpark

Ziemlich grau startete der Tag heute, das tat einem guten Geburtstagkaffee keinen Abbruch, auch wenn kein Bär gratulierte. Ich bekam dafür einen auf einem T-Shirt.

Wir folgten unserem Scenic Byway, wie besonders schöne Straßen hier heißen, weiter nach Norden. Sofort stiegen wir wieder auf knapp 3.000 m was meinem Auto so früh gar nicht behagte und er gleich wieder zu schnaufen anfing. Aber er hielt sich tapfer und meisterte dann die folgenden Achterbahnstrecken mit Bravour. Je weiter wir nach Norden kommen, desto weiter zurück ist der Frühling, trotzdem ist es in den Bergen wunderschön.

Bei einer Pause, als wir so richtig in die Bücher versunken sind, ertönte plötzlich ein Gebrüll neben uns: "PANAMERIKANA-TOUR", dass uns die Bücher vor Schreck aus der Hand fielen. Susi und Rainer. Wie schön sie wieder zu sehen, da hat man doch wieder einen Grund, sie in die Arme zu schließen. Nach kurzem Palaver fuhren wir weiter, um sie später hoch über dem Red Canyon im Flaming Gorge Nationalpark wieder zu treffen. Die richtige Kulisse, um einen gemeinsamen Geburtstagscappuccino zu trinken. Trotz Wind wärmte die Sonne noch gut durch, aber er fortgeschrittene Nachmittag ließ uns an einen Übernachtungsplatz denken. Wieder eine Verabschiedung, aber die Route ist ja noch gleich …

Ein paar Kilometer weiter lockte uns die Recreation Area des Flaming Gorge State Forests. Die Straße endete am RIM (Abbruchkante) des Red Canyon. Vor uns lag der Canyon, 1.200 breit. 500 m fast senkrecht fielen die Felsen zu dem grün schimmernden Wasser hinab. Ein gewaltiger Anblick! Genau hier lud ein einfacher Campground zum Übernachten ein. Inmitten von Kiefern standen wir ganz alleine und genossen bei einem leckeren Geburtstagsessen die letzte Abendsonne. Ein Jim Beam bildete den Nachtisch. Ich muß wohl mein Urteil über amerikanischen Whiskey revidieren. Dieser schmeckt gut!

Hier in dieser paradiesischen Stille muss ich an Rita denken, die heute Abend mit einigen der Gruppe ihren Geburtstag in Las Vegas feiert. Auf dein Wohl, Rita!



27. Mai: Zum Bear Lake

Es ist wunderschön, in einem parkähnlichen Wald aufzuwachen, in dem außer dem Wind und ein paar zaghaften Vögeln nichts zu hören ist. Vor uns der Red Canyon, es kommt sogar die Sonne hervor.

Weiter ging es auf unserem Weg nach Norden und bald überschritten wir die Grenze zu Wyoming. Sahen wir schon bisher nur selten Dörfer oder Einzelfarmen, so wurden es jetzt noch weniger. Wyoming ist mit gut 500.000 Einwohnern der bevölkerungsärmste Bundesstaat der USA und nach Alaska der Bundesstaat mit der zweitgeringsten Bevölkerungsdichte. Hier leben nur 1,9 Einwohner/km²! Wir bewegen uns immer noch auf Höhen über 1.800 m, am Horizont nur Schneegipfel, die in der letzten Nacht ein neues weißes Kleid bekommen haben. Es gibt nun fast keine Bäume mehr. Die Flächen und Hänge sind bewachsen von Wüsten-Beifuß (Artemisia tridentata) (engl.: Sagebrush), auch Wüstensalbei genannt, wenn sie auch mit Salbei nichts zu tun hat. Kühe fressen sie nicht, aber Schafe, aber auch von denen sehen wir kaum welche. Sagebrush wird ca. 1,2 m hoch, es ist die heilige Pflanze der Indianer. Eigentlich ist sie zu nichts gut und doch ist sie hier vorherrschend. Stundenlang sehen wir hier nichts anderes. So stelle ich mir die Prärie vor.

Orte auf der Karte haben Namen wir Lonetree, Burnfork oder Mountain View. So wie sie klingen sind sie auch, als Ort eigentlich nicht zu bezeichnen.

Evanston ist ein wenig größer und hier finden wir mit Hilfe einer Touristinformation auch eine Propanstation, die uns ohne Probleme unsere Gasflasche füllt. Die letzte haben wir in Belize füllen lassen. Das ist schon fast in einem anderen Leben!

80 km weiter stellten wir am Bear Lake den Motor ab. Hier merken wir schon die erwarteten Touristen, die Preise sind gepfeffert.


Sagebrush

Sagebrushprärie